Unterstützung von der
OECD
Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands, forderte am Donnerstag im domradio-Interview präzise definierte Bildungsstandards.
Unterstützung bekam der Vorstoß aus Baden-Württemberg dagegen von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Deren Bildungsexperte Andreas Schleicher bezeichnete zentrale Prüfungen als "eine wichtige Voraussetzung, um zu sehen, was Schülerleistungen am Ende wirklich wert sind". Der Koordinator der internationalen PISA-Studie betonte: "Ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch zum Föderalismus." Herrmann mahnte jedoch, wichtig seien die Inhalte an den Schulen. Die PISA-Bildungsstudie habe ergeben, dass es in einigen Bundesländern "erhebliche Defizite" gebe. Der CSU-Fraktionschef fügte hinzu: "Aber wenn jemand meint, diese Defizite werden geringer, indem man jetzt dieses zentralistische Einheitsgeschrei anstimmt, täuscht er sich kolossal."
Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) will sich im Herbst mit dem Vorstoß aus Baden-Württemberg befassen, wie ihr Präsident Jürgen Zöllner (SPD) ankündigte. Der Berliner Bildungssenator verwies zugleich auf die "organisatorischen Schwierigkeiten" bei einer Einführung eines Zentralabiturs wie die unterschiedlichen Ferienzeiten.
Grüne: Ein großes Ablenkungsmanöver
Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) hält jedoch eine Verständigung der Länder auf gemeinsame Prüfungen zumindest in den "Kernfächern" für denkbar. Der Staatssekretär im brandenburgischen Bildungsministerium, Burkhard Jungkamp, sagte: "Unser Ziel ist es, ab 2010 in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch ein gemeinsames Zentralabitur mit Berlin durchzuführen."
Die Vizechefin der SPD-Bundestagsfraktion, Nicolette Kressl, zeigte sich offen für ein Zentralabitur. Ablehnend äußerte sich dagegen der SPD-Bildungsexperte Jörg Tauss. Das gegenwärtige Schulsystem sei so uneinheitlich, dass man mit einem Zentralabitur auch nicht weiterkomme. Tauss betonte: "Wesentlich zielführender wäre es, zu einheitlichen Bildungsstandards zu kommen."
Die Grünen-Bildungsexpertin Priska Hinz nannte den Vorstoß für eine zentrale Abiturprüfung "ein großes Ablenkungsmanöver". Die "eigentlichen Reformbaustellen" im deutschen Bildungssystem seien zum Beispiel die Förderung von Migranten und die Lehrerausbildung. Linke-Vorstandsmitglied Marc Mulia betonte, zentrale Abschlussprüfungen machten nur dann Sinn, wenn es einheitliche Bildungsstandards gebe.
NRW lehnt einheitliche Prüfungen ab - Widerstand aus Bayern
Zentralabitur ohne Chance
Der Widerstand gegen ein Zentralabitur in Deutschland wächst. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) kündigte am Freitag an, bundesweit einheitliche Prüfungen werde es "nicht geben". Auch Bayerns CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann betonte, für den Freistaat komme ein Zentralabitur "überhaupt nicht in Betracht".
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