Erzbischof ermittelt gegen Bischof wegen Missbrauchsvertuschung

Novum bei der Aufarbeitung

Erstmals ermittelt in den USA ein Erzbischof gegen einen Bischof, dem Fehlverhalten im Umgang mit mindestens einem Fall von Missbrauch vorgehalten wird. Umgesetzt werden in dem Fall die neuen Vorgaben aus dem Vatikan.

Symbolbild Justiz in den USA / © Lukasz Stefanski (shutterstock)
Symbolbild Justiz in den USA / © Lukasz Stefanski ( shutterstock )

Der Erzbischof von St. Paul and Minneapolis, Bernard Hebda, erklärte (Mittwoch Ortszeit), die Untersuchung nach den neuen Vorgaben des Vatikan richte sich gegen den Bischof der Diözese Crookston, Michael Hoeppner.

Hoeppner habe "Unterlassungen mit der Absicht begangen, sich in zivile oder kirchenrechtliche Ermittlungen von sexuellem Fehlverhalten durch Kleriker einzumischen". Die staatlichen Strafverfolgungsbehörden seien informiert worden.

Stillschweigen über die Einzelheiten

Die kircheninternen Ermittlungen werden von Tim O'Malley geleitet, der als ehemaliger Chef des "Bureau of Criminal Apprehension" Erfahrung in der Strafjustiz des Bundesstaates Minnesota hat. Zu Einzelheiten wollten sich weder Hebda noch die Bistumssprecherin von Crookston, Janelle Gergen, äußern. Hoeppner werde Stellung beziehen, sobald die Ermittlungen abgeschlossen seien.

Nach Einschätzung des Opferanwalts Jeff Anderson aus St. Paul, der Hunderte Missbrauchsbetroffene vertreten hat, rühren die Vorwürfe gegen den Bischof von einem Prozess, der 2017 mit einer hohen Geldzahlung beendet worden sei. Unter anderen hatte damals ein Mann geklagt, der als 16-Jähriger von einem beliebten Priester missbraucht worden war. Bischof Hoeppner habe den angehenden Diakon 2015 gedrängt, einen Brief zu unterschreiben, in dem er die Vorwürfe gegen den Priester zurückzog.

Anderson sagte laut US-Medien, Erzbischof Hebda werde sich vermutlich nicht nur auf den Hoeppner-Fall beschränken. Der Präsident der Opfer-Lobby SNAP, Tim Lennon, kritisiert das vom Vatikan vorgegebene Verfahren als "nicht transparent". Aber es sei gut, dass die Vorwürfe den Strafverfolgungsbehörden mitgeteilt wurden.

Kommt ein weiterer Fall dazu?

Laut dem neuen Protokoll müssen die Ergebnisse der kircheninternen Ermittlungen zeitnah an den päpstlichen Nuntius in Washington und die Bischofskongregation in Rom übermittelt werden. Dort wird über die Einleitung weiterer Schritte entschieden.

Der Fall Hoeppner ist der erste, der das Verfahren testet. Es wird erwartet, dass in naher Zukunft ein zweiter hinzukommt. Der "Catholic Herald" berichtete zu Wochenbeginn, der New Yorker Kardinal Timothy Dolan erwäge Ermittlungen gegen den Bischof von Buffalo, Richard Malone, einzuleiten. Der Sprecher der Erzdiözese New York, Joseph Zwilling, bestätigte die Spekulationen. "Ich würde erwarten, dass wir in dieser Sache in naher Zukunft etwas hören werden."


Quelle:
KNA