Notfallseelsorger erzählt von der psychischen Hilfe für Hochwasser-Opfer

Die andere Hilfe

Der Pastoralreferent Dieter Schwibach ist als Notfallseelsorger im niederbayrischen Hochwasser-Gebiet im Einsatz. Das Bedürfnis, zu reden und zu weinen, sei bei den betroffenen Menschen unendlich groß, erzählt Schwibach im domradio.de-Interview.

Helfer in Simbach am Inn / © Daniel Scharinger (dpa)
Helfer in Simbach am Inn / © Daniel Scharinger ( dpa )

domradio.de: Was tun Sie vor Ort in den Hochwasser-Gebieten?

Dieter Schwibach (Pastoralreferent in Passau): Wir sind im Moment mit sieben Einsatzteams und insgesamt 27 Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Der Landkreis Rottal-Inn ist gestern überschwemmt worden. Wir haben sechs Orte, die wirklich zum Teil vernichtet worden sind. Es sind kleine Orte. Wir versuchen jetzt den Kontakt zu den Geschädigten aufzubauen. Wir haben in der Stadt Simbach am Inn mindestens fünf Todesopfer zu beklagen. Die Kollegen arbeiten seit gestern vor Ort und wir versuchen sie im Auftrag des Bischofs Stefan Oster zu unterstützen.

domradio.de: Sind Sie in den Hochwasser-Gebieten für die psychologische Betreuung zuständig? Oder packen Sie auch in Gummistiefeln eine Schaufel an?

Schwibach: Wir packen nicht an. Wir sind für die Leute da. Heute ist der Tag eins nach der Katastrophe. Wir werden in den nächsten Tagen immer wieder mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass als erstes der Schock unendlich groß ist und das Bedürfnis auch, darüber reden zu können. Weinen zu können, schreien zu können. Das ist etwas ganz Wichtiges.

Die Rettungsdienste haben hervorragende Arbeit geleistet und leisten sie weiterhin. Und psychisch für die Menschen da zu sein, ist auch etwas ganz Wesentliches.

domradio.de: Sie sind mit 27 Leuten vor Ort. Wechseln Sie sich auch ein bisschen ab?

Schwibach: Wir werden ganz sicherlich in den nächsten Tagen, wenn nicht gar Wochen, im Einsatz sein. Wir ziehen im Moment aus ganz Bayern Einsatzkräfte zusammen, beziehungsweise voralarmieren sie. Wir wissen nämlich aus der Flutkatastrophe 2013, die Passau und Deggendorf erwischt hat, dass - nachdem alle Schäden durch die Hilfskräfte aufgearbeitet sind - die andere Hilfe dringend notwendig ist.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR