Norcia gedenkt des Erdbebens vor einem Jahr

Für immer kaputt?

Vor genau einem Jahr bebte die Erde in Mittelitalien. Das Epizentrum war in Norcia - einem bis dato unbekannten Ort in Umbrien, reich an Kostbarkeiten und Kirchenkultur. Heute ist davon fast nichts mehr übrig.

Sankt Maria Argentea in Norcia ist nach dem Erdbeben schwer beschädigt.  / © Matteo Guidelli (dpa)
Sankt Maria Argentea in Norcia ist nach dem Erdbeben schwer beschädigt. / © Matteo Guidelli ( dpa )

Die italienische Stadt Norcia hat am Montag des schweren Erdbebens vor einem Jahr gedacht. Am Morgen um 7.41 Uhr, als am 30.Oktober 2016 der stärkste Erdstoß erfolgte, läuteten die Kirchenglocken der Stadt. Laut kirchlichen Medien sangen anschließend Mönche vor der Ruine der Basilika San Benedetto das "Veni creator spiritus", eine Bitte um den Heiligen Geist und um Neuschöpfung.

Norcias Erzbischof Renato Boccardo sagte in einer Ansprache, neben der Wiederherstellung der Häuser gelte es für viele, auch Arbeit und Beziehungen wiederzufinden.

Das Unglück wenige Wochen nach dem verheerenden Beben vom 24. August 2016 mit fast 300 Toten in Latium, Umbrien und den Marken verursachte in Norcia schwere Gebäudeschäden. Die zu Norcia gehörende Ortschaft Castelluccio wurde weitgehend zerstört.

"Wir sind nicht die Herren der Welt"

Boccardo sagte, das Beben zeige die Zerbrechlichkeit und Machtlosigkeit des Menschen angesichts der Mächte der Natur. "Wir haben gelernt, dass wir nicht die Herren der Welt sind", so der Erzbischof. In Jahren der Aufopferung gesammelte Güter böten keine Garantie für Sicherheit und Unverletzlichkeit. Zugleich habe die betroffene Bevölkerung eine Solidarität erfahren, die die Gesellschaft "reich an Menschlichkeit" mache.

Am Sonntag hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor der zerstörten Basilika eine Messe gefeiert und den Menschen Mut zum Wiederaufbau zugesprochen. Angst und Resignation seien «unsichtbare Katastrophen und doch fast so folgenschwer wie ein Erdbeben», sagte er. Weiter mahnte er zu einer Kooperation staatlicher, kirchlicher und privater Institutionen und zu schlanken bürokratischen Abläufen. Es gelte, mit aller Kraft einer Entvölkerung der betroffenen Ortschaften entgegenzuwirken, so der Kardinal.

Mehr als die Häkfte der Kirchen nicht begehbar

Nach Angaben der Bischofskonferenz der Region Umbrien sind von 435 Kirchen, die durch das Beben in Mitleidenschaft gezogen wurden, 228 noch unzugänglich. Für 31 Kirchen leitete demnach der italienische Sonderkommissar für den Wiederaufbau eine Gebäudesicherung ein. Bei der Rekonstruktion der Basilika San Benedetto in Norcia will sich neben der italienischen Regierung auch die EU finanziell engagieren.

Der Ordensgründer Benedikt von Nursia (um 480-547), dem heutigen Norcia, ist für die Kirche ein Patron Europas.


Quelle:
KNA