Kevelaer Wallfahrtsrektor glücklich über aufgetauchtes Reliquiar

"Noch ist es im Gefängnis"

Vor vier Jahren wurde das Handreliquiar mit Reliquien des heiligen Petrus Canisius aus der Sakramentskapelle gestohlen. Durch Zufall tauchte es in Frankreich auf. Doch erst muss es dort noch aus dem "Gefängnis" befreit werden.

Gestohlenes Reliquiar aus Kevelaer in Frankreich sichergestellt  / © Bistum Münster (dpa)
Gestohlenes Reliquiar aus Kevelaer in Frankreich sichergestellt / © Bistum Münster ( dpa )

DOMRADIO.DE: Hätten Sie nach diesen vier langen Jahren noch damit gerechnet, das Reliquiar wieder zu bekommen?

Pfarrer Georg Kauling (Wallfahrtsleiter von Kevelaer): Nein, eigentlich nicht. Es gibt immer wieder mal bei Kunstraub und Diebstählen, die es in Kirchengemeinden immer wieder gibt, auch Wunder und Glücksmomente. Aber meistens sind die Dinge weg.

Ich muss dazu sagen: Für mich ist es insofern berührend, weil ich das Reliquiar noch nie gesehen habe. Ich bin erst ein paar Wochen nach diesem Ereignis als neuer Wallfahrtsrektor in Kevelaer eingeführt worden.

DOMRADIO.DE: Wie ist das Reliquiar entdeckt worden?

Kauling: Ein Kunstsammler, ein Mäzen in Frankreich, der deutsche Wurzeln hat, hat es in einem Auktionskatalog entdeckt. Weil er sich sehr für Reliquien interessiert, hat er den Diebstahl in Kevelaer wahrgenommen und hatte die Vermutung, dass es sich um das gestohlene Reliquiar handeln könnte.

Er hat dann beim Reliquiar zugeschlagen und sich dann mit dem Kunstsachverständigen unseres Bistums in Verbindung gesetzt. Beide haben die entsprechenden Informationen ausgetauscht, und dann war sehr schnell klar, dass es tatsächlich das gestohlene Reliquiar ist.

DOMRADIO.DE: Wissen Sie, in welchem Zustand das Reliquiar ist?

Kauling: Was den Zustand angeht sind wir uns nicht ganz sicher. Es gibt anscheinend Bearbeitungsspuren. Es hat wohl den Versuch gegeben, das Schild mit einer Gravur, durch die es Kevelaer zugeordnet werden kann, abzunehmen. Vielleicht haben die Diebe erst versucht, es anderweitig zu veräußern, was dann nicht geklappt hat.

Wir haben Interpol eingeschaltet, um das Reliquiar wieder zurückzubekommen. Der Auktionär war natürlich nicht begeistert, als er erfahren hat, um welches Reliquiar es sich tatsächlich handelt. Letztlich konnte es dann, Gott sei Dank, in Frankreich sichergestellt werden.

DOMRADIO.DE: Welche Schritte müssen Sie jetzt unternehmen, damit das Reliquiar wieder nach Kevelaer zurückkommt?

Kauling: Das Reliquiar ist im Augenblick in einem "Gefängnis" und wird dort aufbewahrt. Wir werden demnächst nach Frankreich fahren und das Reliquiar zurück nach Deutschland holen. Dann werden wir gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht. Das Reliquiar hat eine große Bedeutung für Kevelaer. Petrus Canisius ist der Namensgeber des Canisiusordens, der 1854 von Bischof Johann Bernhard Brinkmann in Kevelaer gegründet wurde.

Wir gehen davon aus, dass in dieser Zeit auch das Reliquiar für die Ordensgründung entstanden ist. Insofern hat es einen festen Platz in Kevelaer. Wir schauen das aber zusammen mit den Verantwortlichen des Bistums Münster an, ob der Ort wieder bei uns sein wird oder unter Umständen auch im Bistum. Zunächst mal sind wir froh, dass das Reliquiar wieder da ist. Ich denke, vor Weihnachten werden wird es wieder bei uns haben. 

DOMRADIO.DE: Die Diebe sind vor vier Jahren ziemlich dreist in die Kapelle marschiert und haben einfach den Wandkäfig abgeschraubt. Haben Sie mittlerweile das Sicherheitskonzept geändert?

Kauling: Wir haben unterschiedliche Sicherheitskonzepte, weil es verschiedene Reliquiare gibt. Sollte das gestohlene Reliquiar wieder nach Kevelaer kommen, wird auch die Frage sein, wo es dann aufbewahrt wird. Wobei, man muss dazu sagen, die Sakramentskapelle, aus der das Reliquiar gestohlen wurde, ist so gut besucht, dass es so gut wie keinen Moment im Laufe des Tages gibt, in dem nicht ein Gläubiger da ist.

Das war schon ein Himmelfahrtskommando, muss man sagen, die haben ja auch den Kasten komplett abgeschraubt. Solche Vorfälle führen natürlich dazu, dass die Sicherheitskonzepte mit Alarminstallierung neu angeguckt werden.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR