Nigerianische Bischöfe nach Anschlag fassungslos

"Nirgendwo scheint es mehr sicher zu sein"

Nach dem Anschlag auf eine katholische Kirche im nigerianischen Owo am Pfingstsonntag mit zahlreichen Toten hat die Bischofskonferenz des Landes die Tat verurteilt. Die Bischöfe riefen die nigerianische Regierung zum Eingreifen auf.

Angriff auf katholische Kirche im Süden Nigerias / © Rahaman A Yusuf/AP (dpa)
Angriff auf katholische Kirche im Süden Nigerias / © Rahaman A Yusuf/AP ( dpa )

"Nirgendwo scheint es mehr sicher zu sein in unserem Land, nicht einmal im heiligen Umfeld einer Kirche", so der designierte Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Lucius Iwejuru Ugorji, in einer Mitteilung, aus der der Pressedienst CNS (Montag) zitiert.

"Die Verbrecher, die für solch eine gotteslästerliche und barbarische Tat verantwortlich sind, zeigen ihren Mangel an Ehrfurcht vor dem Heiligen und Furcht vor Gott", sagte der ernannte Erzbischof von Owerri und forderte die Regierung auf, die Attentäter schnell zu finden und zu verhaften. Sonst drohe das Land in Anarchie zu versinken, warnte Ugorji.

Nigeria in Zahlen und Fakten

Nigeria ist der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Was dort passiert, hat oft Auswirkungen auf den ganzen Kontinent und darüber hinaus. 

Es besteht zu etwa gleichen Teilen aus Muslimen und Christen. Der Norden ist stark islamisch geprägt; in zahlreichen Bundesstaaten gilt das islamische Recht, die Scharia. Im Süden leben überwiegend Christen.

In Nigeria versorgt Malteser International Geflüchtete unter anderem mit sauberem Trinkwasser / © Emily Kinskey (Malteser International)
In Nigeria versorgt Malteser International Geflüchtete unter anderem mit sauberem Trinkwasser / © Emily Kinskey ( Malteser International )

Im Interview mit dem Schweizer Portal kath.ch verurteilte auch der zuständige Bischof von Ondo, Jude Arogundade, das Attentat. "Das Massaker hat die Gemeinde in Owo zerstört. Babys haben ihre Mütter verloren, Kinder ihre Väter." Aus Sicht des Bischofs wurde die Gemeinde zufällig für den Angriff ausgewählt, "das Blutbad wurde wohl aus blankem Hass angerichtet".

Vorwürfe an Regierung

Gleichzeitig warf Arogundade der nigerianischen Regierung Tatenlosigkeit vor. Sie bekämpfe die Terroristen "zu lasch" und ziehe die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft, kritisierte der Bischof.

"Schon länger fordern wir, dass Gotteshäuser besser geschützt werden müssen. In Europa werden Synagogen bewacht - warum ist das bei uns nicht möglich?"

In einem persönlichen Schreiben an Arogundade sprach Papst Franziskus erneut sein Beileid aus. Das Kirchenoberhaupt bete für Heilung und Trost der Verletzten und Trauernden, sowie für die Bekehrung der von Hass und Gewalt Verblendeten. Zugleich erbitte er für alle Gläubigen des Bistums Stärke, um die Botschaft des Evangeliums weiterhin mit Treue und Mut zu leben. Bereits am Sonntagabend hatte Franziskus über Vatikansprecher Matteo Bruni seine Trauer ausrichten lassen.

Mehr als 50 Menschen getötet

Bei dem Überfall am Sonntag sind Medienberichten zufolge über 50 Menschen getötet worden. In der Stadt im Bundesstaat Ondo hatte sich der Anschlag der Zeitung "Punch" zufolge unmittelbar nach einem Pfingstgottesdienst ereignet. Eine noch unbekannte Anzahl an Angreifern eröffnete demnach das Feuer auf die Gemeindemitglieder.

Auch Sprengstoff soll zum Einsatz gekommen sein. Laut bislang noch unbestätigten Angaben wurden bei der Attacke bis zu 100 Menschen verletzt. "Nur Dämonen aus der Unterwelt" könnten einen solchen "heimtückischen Akt" vollbringen, erklärte Nigerias Präsident Muhammadu Buhari laut BBC. Der Gouverneur von Ondo, Rotimi Akeredolu, sprach auf Twitter von einer "abscheulichen und satanischen Attacke".

Die Sicherheitslage in Nigeria gilt seit längerem als angespannt. Zuletzt erlebte das bevölkerungsreichste Land Afrikas eine neue Welle der Gewalt. Es ist allerdings das erste Mal, dass ein großer Anschlag auf eine Kirche im überwiegend christlichen Süden verübt wurde. Bislang hat sich niemand zu der Attacke bekannt.

Quelle:
KNA