Nicht anerkannte "Bischöfinnen" rufen Papst zu Treffen auf

"Wir sind bereit für den Ad limina-Besuch"

Vor über 20 Jahren wurden sieben Frauen auf einem Donauschiff zu "Priesterinnen" geweiht und daraufhin vom Vatikan exkommuniziert. Heute sind einige von ihnen "Bischöfinnen" und fordern Papst Franziskus in einem Brief zum Dialog auf.

Bischofsstab / © Maria Irl (KNA)
Bischofsstab / © Maria Irl ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind eine der so genannten "Donau-Sieben", also der sieben Frauen, die sich 2002 auf einem Donau-Schiff zu Priesterinnen haben weihen lassen – aus Ihrer Sicht in apostolischer Sukzession. Aber die Unterzeichnerinnen des aktuellen Briefes an den Papst kommen nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum.

Christine Mayr-Lumetzberger (Österreicherin und 2003 zur "Bischöfin" geweiht): Wir wollten damals unsere Weihe mit Frauen aus der ganzen Welt feiern, um Weltkirche zu zeigen. Viele Frauen haben sich nicht getraut. Aber Dagmar Celeste, die ehemalige First Lady des US-Bundesstaates Ohio, hat sich uns angeschlossen. So haben wir schließlich über die Kontinente hinweg diese Weihe gefeiert.

Den Brief jetzt haben 19 internationale Bischöfinnen unterzeichnet. Übrigens sind wir nicht einfach selbst ernannte Bischöfinnen, sondern wir sind auch von den Gemeinden, von den Bischöfen gerufen worden, die uns gewählt haben. So locker ist das also nicht gewesen.

DOMRADIO.DE: Der weltweite synodale Prozess, so schreiben Sie, hat Sie erst einmal ermutigt, dass sich etwas in Sachen Weiheämter für Frauen bewegen könnte. Dann aber hat Franziskus in einem Interview dem Anliegen erneut eine klare Absage erteilt. Jetzt werfen Sie ihm vor, er argumentiere im Sinne einer "archaisch patriarchalischen Theologie". Wie meinen Sie das?

Mayr-Lumetzberger: Es kommt immer darauf an, in welchem Kontext der Papst etwas sagt, wer da etwas von ihm will oder fordert, welcher Flügel gerade Druck macht. Daher muss man solche Aussagen immer relativieren. Es stellt sich also die Frage: Für wen spricht er da? Wem will er eine Botschaft zukommen lassen? Wer hat etwas vom Papst erwartet?

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie glauben gar nicht, dass er das so ernst gemeint hat, als er sagte, es werde niemals Weiheämter für Frauen geben?

Mayr-Lumetzberger: Wissen Sie, ich war fast 40 Jahre verheiratet und kann recht gut einordnen, was es bedeutet, wenn Männer etwas sagen.

DOMRADIO.DE: Auch Männer, die an der Spitze der katholischen Kirche stehen?

Mayr-Lumetzberger: Ja, natürlich. Ich traue dem Papst das Beste zu. Ich denke, manche Dinge ergeben sich und werden dann hochgeschaukelt, sind aber letzten Endes nicht so gemeint. Es kommt immer darauf an, wer gefragt hat.

Christine Meyr-Lumetzberger

"Die römisch-katholische Kirche ist auf einem Auge blind, weil sie die Frauen ausklammert."

DOMRADIO.DE: Gibt es denn etwas, was Papst Franziskus in Ihren Augen übersieht?

Mayr-Lumetzberger: Die römisch-katholische Kirche ist auf einem Auge blind, weil sie die Frauen ausklammert. Aber es kommt darauf an, dass Frauen in der Kirche die ganze Arbeit machen, dass Frauen Gottesdienste feiern, dass Frauen einen großen Teil der Pastoral tragen. Ich denke, da sind Fakten geschaffen worden, die man nicht übersehen kann.

Man kann Frauen nicht nur administrative Aufgaben machen oder die Kirchen putzen lassen; sie tragen die Pastoral längst in großem Maße. Ich glaube, das hat Franziskus ein bisschen übersehen. Aber vielleicht weiß er es auch aus Südamerika, denn dort ist es noch viel mehr verbreitet, dass die Frauen in höheren Ämtern sind als hier in Europa.

Umstrittene "Priesterinnenweihe" auf Donauschiff - spätere Exkommunikation

Im Jahr 2002 haben sich sieben Frauen entgegen dem katholischen Kirchenrecht zu "Priesterinnen" weihen lassen. Die "Weihezeremonie" nahm der umstrittene und von der katholischen Kirche exkommunizierte "Bischof" Romulo Braschi aus Argentinien auf dem Donauschiff "Passau" in der Nähe des österreichischen Orts Aschach vor. "Konzelebrant" war ein "Bischof" namens Ferdinand Regelsberger, den Braschi angeblich Wochen zuvor selbst geweiht haben soll.

Eine Pastoralreferentin mit Hostienschale / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Pastoralreferentin mit Hostienschale / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Glauben Sie denn, dass Papst Franziskus dieses Mal tatsächlich auf Ihr Gesprächsangebot eingehen wird?

Mayr-Lumetzberger:  Wir beten immer um den Heiligen Geist. Und es ist immer möglich, dass neue Erkenntnisse Veränderungen ermöglichen. Es gibt keinen Grund, warum Papst Franziskus uns Bischöfinnen nicht zu einem Ad limina-Besuch einladen sollte. Wir Bischöfinnen sind jedenfalls bereit.

DOMRADIO.DE: Sie beklagen in dem Brief weiter, indem die katholische Kirche Frauen von Ämtern ausschließe, verstoße sie gegen ihre eigenen Maßstäbe. Inwiefern?

Mayr-Lumetzberger: Da kann ich nur Paulus zitieren: "Es gibt nicht mehr männlich und weiblich, denn ihr alle seid eins in Christus Jesus." Das schreibt Paulus im Galaterbrief. Die Taufe beruht auf dem Glauben, nicht auf dem Geschlecht, der Nationalität und oder anderen Formen der Diskriminierung.

Christine Meyr-Lumetzberger

"Es gibt keinen Grund, warum Papst Franziskus uns Bischöfinnen nicht zu einem Ad limina-Besuch einladen sollte. Wir Bischöfinnen sind jedenfalls bereit."

DOMRADIO.DE: Der Vatikan hat Sie damals exkommuniziert. Aber Sie halten daran fest, römisch-katholisch zu sein. Sie suchen den Dialog mit dem Papst immer wieder. Was würden Sie sich in der Situation jetzt am meisten wünschen?

Mayr-Lumetzberger: Vieles ist längst überholt, vieles hat sich geändert. Wir schauen in Richtung Zukunft, wir schauen in Richtung drittes Jahrtausend. Wir wünschen uns, dass Frauen und Männer in Kommunikation miteinander treten, in einen aufrichtigen Dialog.

Das ist ja auch in anderen Beziehungen oft schwierig und für uns Frauen oft problematisch. Aber ein ehrliches Miteinander kann gute Wege in die Zukunft aufzeigen. Davon bin ich überzeugt.

DOMRADIO.DE: Wie sieht Ihr Leben als "Bischöfin" aus? Was genau machen Sie?  

Mayr-Lumetzberger: Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist, dass ich mich um die Priesterinnen kümmere, die mir anvertraut sind und dass ich den Dialog mit den anderen Bischöfinnen suche und dass ich ganz normale pastorale Arbeit mache, so wie jeder andere Pfarrer auch.

Ich habe ein Aufkommen wie ein normaler Pfarrer. Ich feiere Gottesdienste, halte Messen, Hochzeiten, Begräbnisse, Taufen - was immer an mich herangetragen wird. Ich besuche Kranke, ich gebe geistliche Weisungen oder nehme Menschen die Beichte ab, wenn sie das möchten. Ich mache das, was jeder Priester tut.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Exkommunikation

Exkommunikation bedeutet in der katholischen Kirche den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft. Den Betroffenen ist es verboten, irgendwelche Dienste in liturgischen Feiern zu übernehmen, Sakramente zu spenden oder zu empfangen sowie kirchliche Ämter oder Aufgaben auszuüben. Nach katholischer Lehre handelt es sich um eine Beugestrafe mit dem Ziel, den Betreffenden wieder in die kirchliche Gemeinschaft zurückzuführen.

 © Suwichanon Mahahing
© Suwichanon Mahahing
Quelle:
DR