Nibelungenlied wird UNESCO-Welterbe

"Hier hat die Geschichte ein Ende"

Das aus dem Mittelalter stammende Nibelungenlied wird UNESCO-Weltdokumentenerbe. Die um 1200 niedergeschriebene Dichtung sei ein herausragendes Beispiel der europäischen Heldenepik und vergleichbar mit der griechischen Troja-Sage, erklärte die Deutsche UNESCO-Kommission am Donnerstag in Bonn. Der Passauer Bischof Wolger von Erla hatte um 1200 das Nibelungenlied in Auftrag gegegen. Der Verfasser ist unbekannt.

 (DR)

Das Internationale Komitee für das UNESCO-Programm «Memory of the World», das derzeit in Bridgetown auf Barbados tagt, empfahl den Angaben zufolge die Aufnahme der drei wichtigsten und vollständigsten Handschriften in das Register. Sie werden in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe und in der Bibliothek des Klosters St. Gallen in der Schweiz aufbewahrt.

Das Nibelungenlied sei der elfte deutsche Beitrag, der in die «Schatzkammer der Geistesgeschichte» aufgenommen wurde, erklärte Joachim-Felix Leonhard vom Deutschen Nominierungskomitee. «Dieses Gedächtnis der Menschen digital aufzubereiten und über das Internet öffentlich zugänglich zu machen, ist Kern dieses UNESCO-Programms.» Im UNESCO-Weltdokumentenerbe verzeichnet sind unter anderem die historischen Bestände des Phonogrammarchivs bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks um 1450, der literarische Nachlass Goethes, Beethovens neunte Sinfonie und Fritz Langs Stummfilmklassiker «Metropolis» von 1925/26.

Das von einem unbekannten Dichter im Auftrag des Passauer Bischofs Wolger von Erla um 1200 niedergeschriebene Nibelungenlied umfasst etwa 2.400 Strophen und basiert auf mündlichen Überlieferungen. Historischer Hintergrund ist der Sieg der Hunnen über die Burgunder im Jahr 436. Die Dichtung erzählt von der Liebe des Drachentöters Siegfried zur burgundischen Königstochter Kriemhild und ihrer Heirat, von Siegfrieds Tod durch Hagen und Kriemhilds Rache mit Hilfe des Hunnenkönigs Etzel und dem Untergang des Burgunderreichs.