Neues Mittagsgebet im Kölner Dom soll auch Touristen ansprechen

"Hört einfach zu und betet mit"

In neun Sprachen ertönt ab sofort eine Einladung zum täglichen Mittagsgebet im Kölner Dom. Statt wie bisher den Dom zu räumen, erhofft sich Domdechant Robert Kleine eine Neubelebung des Gebets durch dieses niederschwellige Angebot.

Dreikönigenschrein im Kölner Dom  / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Dreikönigenschrein im Kölner Dom / © Barbara Mayrhofer ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Mittagsgebet, das gab es in der bekannten Form jetzt seit vielen Jahren. Warum wird das nun verändert?

Monsignore Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant)​: Es hat sich gezeigt, dass sich dieses doch an sich sehr gute Gebet etwas überlebt hat. Einmal am Tag innehalten und den Dom für das zu nutzen, wofür er gebaut worden ist: zum Gebet, zur Besinnung, zur Betrachtung, das macht Sinn. Gerade in der Mittagszeit um Punkt 12 Uhr verstehen es aber wenige Menschen, wenn man sie aus dem Dom herausbittet oder den Dom räumt, um dann aber Gläubige wieder hereinzulassen. Das Ganze geschah dann immer eine halbe Stunde vor dem Gebet. Keiner wusste, was kommt jetzt.

Wir wollen das jetzt aktiv so gestalten, dass in dem ganzen Fluss des Besuchs des Domes ein Akzent gesetzt wird. Das heißt alle, die gerade im Dom sind, werden gebeten, Platz zu nehmen, weil nun ein Gebet kommt. Sie können aber auch weiter den Dom besichtigen. Es geschieht also keine Räumung, sondern ein sehr niederschwelliges Angebot: "Hört doch einfach mal zu und betet mit."

DOMRADIO.DE: Also auch ein Willkommenheißen aller Menschen, die zufällig gerade zur Mittagsgebetszeit in den Dom kommen. Wie sollen denn unter anderem die Touristen für das Gebet gewonnen werden?

Kleine: Es war so, dass oftmals die Leute ja gar nicht wussten, worum es geht. Warum kommen wir jetzt nicht in den Dom? Was findet drinnen statt? Deshalb haben wir nun in vielen Sprachen eine Tonbandaufnahme, die jetzt fünf Minuten vor 12 Uhr abgespielt wird.

Auf Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und auf Spanisch, Niederländisch und Polnisch werden die Besucherinnen und Besucher der Kathedrale darauf hingewiesen: "Jetzt gleich beginnt das Gebet, Sie können gerne Platz nehmen." Anschließend gehen wir zum Schrein der Heiligen Drei Könige. Heute war es das erste Mal, dass das Band abgespielt wurde. Und es wird noch vervollständigt um die Sprachen Arabisch und Chinesisch. Dann haben wir die ganze Sprachbandbreite der Touristen und jeder weiß, wenn er zuhört, was jetzt kommt.

DOMRADIO.DE: Dass die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom seit Jahrhunderten verehrt werden, das wissen vielleicht noch nicht mal alle Kölner. Wie wollen Sie da mehr Bewusstsein schaffen?

Kleine: Wir wollen das Mittagsgebet so in das Programm nehmen, dass wir sagen, der Dom ist ein Wallfahrtsort. Das ist das Besondere, was ihn auszeichnet. Kathedralen gibt es viele, auch Bischofssitze und gotische Kirchen, aber hier haben wir den Schatz der Reliquien der Heiligen Drei Könige. Köln war ein großer Wallfahrtsort im Mittelalter.

Wir haben die Dreikönigswallfahrt und das Mittagsgebet wird jetzt auch immer den Blick auf die drei Könige richten. Das drückt aus: der Dom ist erbaut wegen des Schreins. Wo sind uns die Heiligen Drei Könige Vorbilder in der Suche nach Gott, im Finden Gottes, im Kind von Bethlehem? Deshalb endet jetzt immer das Mittagsgebet nicht einfach so, sondern alle werden eingeladen durch den mittelalterlichen Chorumgang zum Schrein der Heiligen Drei Könige zu ziehen. So haben auch alle Touristen die Möglichkeit in einer Prozession dorthin zu kommen.


Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Tomasetti (DR)
Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR