Neues Kloster Neuzelle wird feierlich gegründet

Neustart in Neuzelle

Am Sonntag gründet der Zisterzienserorden offiziell eine Niederlassung im brandenburgischen Neuzelle. Dann sind wieder dauerhaft Mönche in der 750 Jahre alten Klosteranlage präsent, die Preußen 1817 verstaatlicht hatte.

Blick auf das Kloster Neuzelle / © Gregor Krumpholz (KNA)
Blick auf das Kloster Neuzelle / © Gregor Krumpholz ( KNA )

Die Niederlassung erfolgt in Form eines Priorats. Es wird ein Tochterkloster des österreichischen Stifts Heiligenkreuz. Dessen Abt Maximilian Heim vollzieht den Gründungsakt ab 10.00 Uhr in der Klosterkirche. Dabei befragt er die sechs "Gründermönche" zu ihrer Bereitschaft, die Niederlassung aufzubauen, und verliest die Gründungsurkunde.

Der feierliche Akt erfolgt im Rahmen eines Wallfahrtsgottesdienstes des Bistums Görlitz. Dazu werden mehrere tausend Teilnehmer erwartet, unter ihnen die brandenburgische Kulturministerin Martina Münch (SPD). Sie ist auch Vorsitzende der landeseigenen Stiftung Stift Neuzelle, die jetzt die historischen Klosterbesitzungen verwaltet.

Klostergebäude soll gebaut werden

Die Klostergründung geschieht auf Initiative des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt, zu dessen Bistumsgebiet Neuzelle gehört. Auf einer Bühne stellen sich die "Gründermönche" ab 13.30 Uhr vor. Sie wohnen zunächst im katholischen Pfarrhaus, der früheren Sommerabtei des Klosters. Längerfristig plant der Orden den Bau eines neuen Klostergebäudes außerhalb der historischen Anlage. Der Standort steht noch nicht fest.

Das südlich von Frankfurt/Oder gelegene Neuzelle ist eine der wenigen vollständig erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen Europas. Sie hat jährlich rund 120.000 Besucher. In die Sanierung der barock geprägten Anlage flossen seit Beginn der 1990er Jahre rund 52 Millionen Euro.

Die Zisterzienser

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Ruf nach Abgeschiedenheit

Scharenweise folgten junge Männer in den Anfangsjahren dem neuen Ruf nach totaler Armut und Abgeschiedenheit. Dem Geist der Zisterzienser entsprach, ans Ende der Welt zu wandern, um sich in der Zurückgezogenheit der Wildnis ganz Gott zu weihen. Die Arbeit - der Aufbau von Landwirtschaft und Fischereibetrieb -, in der Antike etwas für Sklaven, war für die Zisterzienser ein Weg der Gnade, um "die Freude an geistlichen Beschäftigungen zu steigern" (Bernhard von Clairvaux).

Beim Tod des heiligen Bernhard 1153 gab es in ganz Europa bereits rund 350 Zisterzienserabteien. Im ausgehenden Mittelalter war ihre Zahl auf rund 1.600 Männer- und Frauenklöster gestiegen; nach der Reformation und der Säkularisation verblieben davon noch gut 400. Seit 1892 bilden die "Zisterzienser der Strengeren Observanz", die Trappisten einen eigenen Orden; ihre Anfänge liegen bereits im 17. Jahrhundert.

Geistliche Begleitung im Blick

Heute leben in mehr als 300 Klöstern der beiden Orden weltweit rund 4.000 Mönche und 2.300 Schwestern. In Deutschland gibt es derzeit das Trappistenkloster Mariawald, drei Männerklöster der Zisterzienser - Himmerod in der Eifel, Langwaden am Niederrhein und Marienstatt im Westerwald - sowie ein Priorat Bochum-Stiepel. In den fünf deutschen Frauenabteien leben zurzeit rund 190 Schwestern. Im Oktober 2017 wurde beschlossen, die Abtei Himmerod aufzulösen.

Zu den heutigen Aufgaben des Ordens zählen geistliche Begleitung von Gästen, Pfarrseelsorge sowie die Trägerschaft von Verlagen, Schulen und Kliniken. Auf Einladung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt besiedeln Zisterzienser aus dem österreichischen Heiligenkreuz das Kloster Neuzelle in Brandenburg wieder.


Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA