Neues Internetprojekt des Erzbistums Köln kommentiert Bibeltexte

Das Wort Gottes im Dialog mit dem Heute

Wer erstarrte zur Salzsäule? Wie lässt sich der Auszug aus Ägypten einordnen? Das Erzbistum Köln möchte durch eine neue Internetseite Texte der Bibel näherbringen, sie kommentieren und in einen Kontext stellen. Etwas nicht nur für Fachleute.

 (DR)

DOMRADIO.DE: "In Principio", so heißt das Portal. Das heißt, "am Anfang", oder – für alle Nicht-Lateiner?

Dr. Gunther Fleischer (Leiter der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule, Köln): Ja, so heißt es: am Anfang. Mit Absicht haben wir diesen auch vielleicht etwas fremden, weil lateinischen Titel gewählt. Er sollte schon auch deutlich machen, dass die Bibel auch ein befremdliches Buch ist, das sich nicht einfach direkt konsumieren lässt. Viele haben ihre Fragen dazu. Es sind Verständnisfragen, weil es ein Buch aus alter Zeit ist.

Aber "In Principio" heißt auch, dass es eine besondere Wertigkeit hat. Das haben wir auch mit einem besonderen Begriff zu verdeutlichen versucht, der jetzt eben eine höhere Sprache wählt. Das heißt aber nicht, dass der gesamte Sprachstil der Seite ein höherer ist. Aber auf die Heilige Schrift soll auf diese Weise aufmerksam gemacht werden. Es geht wirklich um unser Prinzip – das, was den Glauben trägt – das ist die Urkunde des Glaubens, die Bibel.

DOMRADIO.DE: Frau Köhler, Lesehilfen für die Bibel gibt es ja viele. Worin unterscheidet sich denn Ihre Homepage von anderen Hilfsmitteln?

Kristell Köhler (Diplom-Theologin und Referentin für Glaubenskommunikation im Erzbistum Köln): Wir haben uns bewusst als Ziel gesetzt, möglichst ein breites Publikum mit unserer Seite anzusprechen. Das heißt, es gibt bei uns drei große Kategorien. Die erste beinhaltet die Sonntagslesungen. Da werden alle Texte des Sonntags – nicht nur das Evangelium – ausgelegt. Dabei geht es eben darum, dass es eine Sprache ist, die viele Menschen versucht anzusprechen – nicht nur ein Fachpublikum, sondern auch Erzieher, Katecheten und andere, die sich vielleicht einfach nur den Text des Sonntags ein bisschen erschließen wollen. Lektoren gehören sicher dazu, aber eben auch Menschen im pastoralen Dienst, denen das Wort der Heiligen Schrift für diesen Sonntag wichtig ist und die mehr erfahren möchten.

Die zweite Kategorie widmet sich einer Bibel-Lektüre. Da haben wir uns das hehre Ziel gesetzt, im Laufe der Jahre die biblischen Bücher durch zu kommentieren, eben in genau dieser Sprache.

Die dritte Kategorie beschäftigt sich mit Aktuellem. Da geht es darum, Bezüge zwischen gesellschaftlichen Themen und den Themen der Heiligen Schrift zu finden.

DOMRADIO.DE: Jetzt in der Fastenzeit kann man ja vielleicht wieder mal einen Blick in die Bibel riskieren, das ist vielleicht ein guter Anlass für Neu- oder Wiedereinsteiger. Wie kann man sich die Bibel denn am leichtesten erschließen, was würden Sie raten?

Köhler: Ich würde zunächst einmal jedem raten, einen ganz eigenen Weg zu finden. Es gibt nicht die eine Lösung für alle Menschen. Das Wichtigste ist zuerst mal eine Heilige Schrift zu Hause zu haben in einer Übersetzung, die man gerne und gut lesen kann. Ob das nun die neue Einheitsübersetzung ist oder eine andere, das sei mal dahingestellt. Dann einfach die Bibel aufschlagen und das Wort, was einem vielleicht auch als Erstes in den Blick kommt, mal in Ruhe lesen und sich von da aus vortasten. Das ist vielleicht ein ganz gutes Bild: mal nach vorne und nach hinten lesen. Was gehört denn rund um diesen kleinen Text, den ich mir gerade ausgewählt habe, in der Heiligen Schrift dazu?

Von da aus kann man sich einfach ein bisschen mit dem Text selber auseinanderzusetzen und vielleicht auch wirklich mal das Gebet mit dem Text wagen, also den Text immer wieder und langsam lesen und schauen, welcher Sinn der Schrift sich mir erschließt – auch durch diese Annäherung.

DOMRADIO.DE: Aber ich brauche schon die neue Einheitsübersetzung, oder?

Köhler: Für unsere Seite ist es hilfreich. Allerdings bieten wir den Text in der neuen Einheitsübersetzung auch auf der Seite selbst mit dazu an. Das ist verlinkt, das ist sehr schön. Man hat dann den biblischen Text und entsprechend dazu Kommentierungen und Hinweise.

DOMRADIO.DE: Aus der Bibel kommen viele Begriffe, die heute in unserem Sprachgebrauch sind. "Zur Salzsäule erstarren", zum Beispiel. Herr Dr. Fleischer, jetzt müssen wir noch mal aufklären, wer ist jetzt zur Salzsäule erstarrt?

Fleischer: Das war die Frau des Lot. Es ist diese Geschichte vom Untergang der Städte Sodom und Gomorrha. Dabei wird die Familie des Lot, des Neffen Abrahams, gerettet. Aber mit der Maßgabe, man möge sich nicht mehr umdrehen – was man so gerne tut, weil man sehen möchte, was verlasse ich alles und was geht jetzt verloren. Die Frau des Lot kann es nicht lassen und weil sie sich umdreht, erstarrt sie zur Salzsäule.

DOMRADIO.DE: Findet man das auch schon auf Ihrer Seite?

Fleischer: Das ist jetzt genau das Problem, wahrscheinlich wird man diesen Text gerade noch nicht kommentiert finden, weil wir ein "Werk im Entstehen" sind. Bis die komplette Bibel durch kommentiert sein wird, wird es sogar Jahre dauern.

Fertig ist zum Beispiel das Buch Rut mit drei Kapiteln. Das ist auch eine gute Einstiegsmöglichkeit.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Kristell Köhler / © Vincent Schmidt
Kristell Köhler / © Vincent Schmidt

Dr. Gunther Fleischer / © Anita Hirschbeck (Erzbistum Köln)
Quelle:
DR