Neues Buch von Osnabrücker Generalvikar und Hobby-Imker

Was die Kirche von den Bienen lernen kann

Der Osnabrücker Generalvikar und Hobby-Imker Ulrich Beckwermert ist fasziniert vom Leben der Bienen. In einem neuen Buch zieht er Parallelen zwischen seinen Bienenvölkern und der Kirche.

Autor/in:
Michael Althaus
Man kann von Bienen viel lernen / © MERCURY studio (shutterstock)
Man kann von Bienen viel lernen / © MERCURY studio ( shutterstock )

Bienen spielen in der Geschichte der Kirche schon immer eine wichtige Rolle: Viele Klöster hielten sich in früheren Zeiten die Insekten, um ihren Honig zu ernten und aus dem Wachs Kerzen für ihre Gottesdienste herzustellen. In alten kirchlichen Gebeten wird der Fleiß der Bienen gelobt.

Sieben Bienenvölker im Garten

Der Generalvikar im Bistum Osnabrück, Ulrich Beckwermert, hält seit einigen Jahren sieben Bienenvölker im Garten des dortigen Priesterseminars. Die Bienen bieten dem 57-Jährigen Ausgleich zu seiner Tätigkeit als Leiter der kirchlichen Verwaltung und die Möglichkeit mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Zudem sieht der Priester und Hobby-Imker Parallelen zwischen den Bienen und der Kirche. In seinem Buch "Wie das Summen der Bienen. Was die Kirche von Honigbienen lernen kann", erzählt er davon.

Gleich auf den ersten Seiten berichtet er von einer unangenehmen Erfahrung: Als ein unerwarteter Wintereinbruch im vergangenen Jahr für extreme Kälte im Februar sorgte, machte sich Beckwermert Sorgen um seine Bienenvölker. Ungewöhnlich niedrige Temperaturen können den Insekten zur Gefahr werden. Weil er bei einer Inspektion seiner Stöcke kein Summen im Innern vernahm, glaubte er zunächst, die Tiere seien erfroren. Doch dann klopfte er zwei Mal mit der Faust an den Bienenstock. "Ich höre ein kurzes Aufbrausen. Sie leben!", schreibt Beckwermert in seinem Buch. "Ich bin gerührt über das kälteempfindliche Leben mitten im Winter."

Kirche befinde sich in einem tiefen Winter

Auch die Kirche befinde sich momentan in einem tiefen Winter. "Durch den sexuellen Missbrauch Schutzbefohlener sowie den Finanzskandal herrscht innerhalb der katholischen Kirche eine frostige Atmosphäre." Gläubige wie Interessierte hätten ihr Vertrauen in die Kirchenleitung verloren, ob nun auf Gemeinde- oder Bistumsebene und vor allem in Bezug auf Rom, so der Theologe, der seit 2020 Generalvikar und damit Stellvertreter von Bischof Franz-Josef Bode ist.

Von Zuversicht der Bienen lernen

Die Bienen klammern sich laut Beckwermert an die Hoffnung, dass auf den Winter der Frühling folgt. Sie bereiteten sich auf die warme Jahreszeit vor, indem sie schon mit der Brut begännen, wenn es draußen noch winterlich sei. Das sei nicht ohne Risiko, denn die Brut könne bei Kälte verderben. "Diese Zuversicht können wir von den Bienen lernen."

Verbindungen zwischen Honigbienen und Gottesvolk

Auf insgesamt 160 Seiten, die in Gelb und Schwarz illustriert sind, stellt Beckwermert zahlreiche weitere Verbindungen zwischen Honigbienen und Gottesvolk her. Der Fleiß der Insekten erinnert den Seelsorger an den unersetzlichen Dienst der Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden und karitativen Einrichtungen. Gemeinsam nach Lösungen zu suchen - wie es ein neu gegründetes Bienenvolk bei der Suche nach einem neuen Zuhause tut - ist für Beckwermert effizienter, als Entscheidungen Einzelnen zu überlassen. Zudem weist er darauf hin, dass es im Bienenstock stets ein natürliches Verhältnis von männlichen und weiblichen Bienen geben muss. "Männerdominanz tut keinem Volk gut!", so der Hobby-Imker mit Blick auf die Kirche.

Auch Bienensterben, Artenschutz und Klimakrise nimmt Beckwermert in den Blick und mahnt: "Wir haben als Kirche die Verantwortung, uns für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen". Nicht zuletzt kann der Theologe den Bienen für das eigene spirituelle Leben viel abgewinnen: "Die Schöpfung hilft uns, die frohe Botschaft Jesu, das Evangelium, besser zu verstehen."

Lebensweise der Bienen und ihre Zucht

Der Leser des Buches lernt viel über die Lebensweise der Bienen und ihre Zucht: wie sie Nektar sammeln und daraus Honig wird, was die Biene von der Wespe unterscheidet, welche Aufgaben Drohnen, Arbeiterinnen und Königin haben. Beckwermert gelingt es, diese Details unterhaltsam darzustellen. Seine Gedanken lassen eine große Leidenschaft für das Thema spüren. Sie führen in die Tiefe und manches Mal um die Ecke. Dabei scheint nicht nur eine tiefe Spiritualität des Autors durch, sondern auch seine Hoffnung auf Reformen in der Kirche.

Quelle:
KNA