Neues Buch kritisiert Papst Franziskus

Es bleibt bei den alten Vorwürfen

Ein Autor in den USA nimmt in einem neuen Buch Papst Franziskus ins Visier. Für seine Reformen opfere er die Klarheit der kirchlichen Lehre. Kritiker halten dem Verfasser vor, es mit den Fakten nicht so genau zu nehmen.

Autor/in:
Thomas Spang
Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Mit seinen 38 Jahren ist Ross Douthat so etwas wie der Jungstar der konservativ-katholischen Publizistik in den USA. Dabei schreibt der in Harvard studierte Konvertit schon seit neun Jahren Kolumnen für die "New York Times". Douthat kam von dem Monatsmagazin "The Atlantic" und konzentriert sich in seinen Kolumnen auf gesellschaftliche und religiöse Themen.

Seit der Wahl von Papst Franziskus profilierte er sich gerne als harscher Kritiker des Reformpapstes. Das Abarbeiten am Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche mündete nun in einem Buch, das jetzt bei dem Verlag "Simon und Schuster" unter dem Original-Titel "To Change the Church: Pope Francis and the Future of Catholicism" (dt. Die Kirche verändern: Papst Franziskus und die Zukunft des Katholizismus) erschienen ist.

 

 

Vorwürfe nach gängigem Muster

Die Kernthese seines Buches hat der Autor in einem Vorabdruck seines Arbeitgebers in die Schlagzeile gehoben: "Papst Franziskus ist beliebt. Sein Pontifikat könnte sich als Desaster herausstellen". Wirklich originell erscheint der Inhalt nicht. Er entspricht dem gängigen Muster der Vorwürfe aus konservativen Kreisen der noch stark von Johannes Paul II. geprägten US-Kirche.

Die Bischofskonferenz der USA tut sich als Ganze sehr viel schwerer mit dem Öffnungskurs des Argentiniers als die Hirten in anderen westlichen Industrienationen. Erst langsam gewinnen auch hier Reformer, wie der von Franziskus berufene Kardinal von Chicago, Blase Joseph Cupich, an Einfluss.

Streit für die wahre Lehre

Hinter der geschliffenen Sprache in "To Change the Church" verbirgt Douthat eine eher schlichte Argumentation. Mit dem Eifer eines Bekehrten - Douthat gehörte vor seinem Übertritt zur katholischen Kirche einer evangelikalen Pfingstgemeinde an - streitet der Autor für die wahre Lehre.

Franziskus suche einen Waffenstillstand, "der das Verhältnis der Kirche zu den großen Kräften in der modernen Welt radikal neu bestimmt". Douthat scheint zu bedauern, dass der Papst wenig Interesse an den zersetzenden Kulturkämpfen hat, die speziell in den USA seit Jahrzehnten toben, sei es der Streit um Abtreibung oder die Homo-Ehe.

Douthat: Katholische Doktrin wird verwässert

Der Autor unterstellt eine Verwässerung der katholischen Doktrin "durch die Behauptung, pastorale Reformen könnten lehrmäßige Wahrheiten unberührt lassen". Denselben Effekt schreibt er "der Dezentralisierung doktrinärer Autorität" zu. Im Fall Chinas hält Douthat dem Papst vor, einen Ausgleich mit dem Regime zu suchen und dafür kirchliche Kompetenzen an das Politbüro abzutreten.

Das alles mündet in der These, Franziskus riskiere "die Geschlossenheit der katholischen Lehre und die Treue zu Jesus". Gleichzeitig gefährde er "Klarheit des Zeugnisses für die menschliche Würde, um die Kirche mit den irdischen Mächten zu versöhnen". Douthat geißelt insbesondere die vorsichtigen Öffnungen im Papstschreiben "Amoris laetitia", das etwa eine Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten unter bestimmten Umständen in Aussicht stellt. Er kritisiert deshalb angebliche Zugeständnisse in der Sexualmoral.

Aus Douthats Sicht wünschte die Mehrheit der Kardinäle zwar einen Außenseiter als Papst. Doch mit Jorge Mario Bergoglio hätten sie jemanden bekommen, der das Leben im Vatikan vollkommen durcheinandergebracht habe. Der Autor scheut auch vor einer krassen Parallele nicht zurück: Der "Populismus" von Franziskus habe verblüffende Ähnlichkeiten mit dem Donald Trumps.

"Kostbarer Platz für unehrliche Prosa"

Der Kolumnist des "National Catholic Reporter", Michael Sean Winters, hält Douthat unbewiesene Behauptungen, sachliche Fehler und Schwarz-Weiß-Denken in seiner Argumentation vor. Er wundere sich, dass die "New York Times" "soviel kostbaren Platz für so unehrliche Prosa hergibt".

 

 

Insbesondere im Fall der beiden Familiensynoden sei Douthat die Fantasie durchgegangen. So schreibt er, die Stimmung "sei paranoid und toxisch gewesen". Franziskus hätte unter diesen Umständen bei einem Konklave "nicht mehr als zehn Stimmen" bekommen. Tatsächlich, so Winters unter Berufung auf drei Synodenteilnehmer, sei nur "eine kleine und lautstarke Minderheit" unzufrieden gewesen. Bei der geheimen Abstimmung habe jeder einzelne Abschnitt des Schlussdokuments mindestens Zweidrittel der Stimmen und die meisten so gut wie Einstimmigkeit erhalten.

Er könne niemandem empfehlen, "To Change the Church" zu kaufen, so Winters. "Aber wenn Sie es tun, sollten Sie es aus der Abteilung für nicht-fiktive Bücher kaufen, damit sie später ihr Geld zurückverlangen können."


Quelle:
KNA