Neuer Verein will liberale Muslime vertreten - Kirche begrüßt Initiative

"Der schweigenden Mehrheit eine Stimme geben"

In Duisburg hat sich ein neues Sprachrohr für liberale Moslems in Deutschland gegründet. Der "Liberal-Islamische Bund" will Muslime vertreten, die "offen sind für einander widersprechende Blickwinkel". Gegenüber domradio.de begrüßt die Kirche die Gründung.

 (DR)

"Wir begrüßen die Initiative", so CIBEDO-Direktor Dr. Peter Hünseler am Dienstag (08.06.2010). CIBEDO ist die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz mit der Aufgabe, den interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Islam.

Der neue Verein sorge dafür, so Hünseler, dass die "Vielfalt des Islam gut repräsentiert" werde: "Mit einem Verband, der die Verwurzelung von Muslimen in Deutschland und Europa in den Vordergrund stellt." Nun bleibe abzuwarten, wie sich der Verein entwickelt; inwieweit es beispielsweise gelingt, auch Moscheevereine zu integrieren.

Nicht Gegenbewegung, sondern Erweiterung
Der LIB vertritt nach Angaben der Vorsitzenden Lamya Kaddor ein "pluralistisches Gesellschaftsbild" und bekennt sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. "Wir wollen der schweigenden Mehrheit der Muslime eine Stimme geben, die keine fundamentalistischen Positionen vertreten, sondern das Motto: Leben und leben lassen", sagte die durch mehrere Buchveröffentlichungen bekannt gewordene Islamwissenschaftlerin der Essener WAZ-Mediengruppe.

Zu den Hauptanliegen des Vereins, der sich nicht als "Gegenbewegung, sondern als Erweiterung" zu den meist traditionell-konservativen Islamverbänden in Deutschland versteht, gehört unter anderem eine "dogmafreie" Auslegung des Koran oder eine "umfassende Geschlechtergerechtigkeit".

Bekenntnis an den "einen Gott"
LIB beschränkt sich den Angaben zufolge darauf, neuen Mitgliedern das Bekenntnis an "den einen Gott sowie den Glauben an Muhammad als Gesandten Gottes" abzuverlangen. "Bei allem, was über diesen Kern hinausgeht, darf dogmatische und kulturelle Einheit weder Ziel noch Voraussetzung sein", betonte Kaddor.

Der Verein spricht sich zudem für die Akzeptanz und Gleichbehandlung außerehelicher und gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aus - damit nimmt der Verein in der muslimischen Verbandsszene eine Ausnahmestellung ein.