Neuer Gedenkort für NS-Zwangsarbeiter eingeweiht

"Wir wollen Verantwortung tragen"

Für NS-Zwangsarbeiter ist auf dem evangelischen Friedhof Jerusalem V in Berlin-Neukölln eine Gedenkstätte eingeweiht worden. Der Ort informiert über unterschiedliche Formen kirchlicher Zwangsarbeit und schafft Raum für das Gedenken.

Häftlinge im Konzentrationslager Dachau auf dem Weg zur Arbeit / © akg-images GmbH (epd)
Häftlinge im Konzentrationslager Dachau auf dem Weg zur Arbeit / © akg-images GmbH ( epd )

Auf dem evangelischen Friedhof Jerusalem V in Berlin-Neukölln ist am Sonntag eine Gedenkstätte für NS-Zwangsarbeiter eingeweiht worden.

Die evangelische Kirche hatte auf dem Friedhof zwischen 1943 und 1945 ein Lager betrieben, in dem rund 100 Menschen aus der damaligen Sowjetunion, überwiegend aus der Ukraine, lebten. Sie mussten auf kirchlichen Friedhöfen im Berliner Stadtgebiet Zwangsarbeit leisten.

Raum für das Gedenken an die Opfer

Die neue Gedenkstätte informiere über die unterschiedlichen Formen kirchlicher Zwangsarbeit und schaffe Raum für das Gedenken an die Opfer, sagte die Beauftragte für Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesischen Oberlausitz (EKBO), Marion Gardei. Die indirekte Beteiligung der evangelischen Kirche an den nationalsozialistischen Verbrechen der Zwangsarbeit sei lange verdrängt worden: "Für dieses Unrecht wollen wir Verantwortung tragen und durch die neue Gedenkstätte sichtbar machen."

Aufarbeitung und Umdenken nicht abgeschlossen

Damit sei aber die Aufarbeitung und das Umdenken für die Kirche nicht abgeschlossen, betonte die Theologin: "Gerade jetzt, wo die Zerstörung von Gesellschaften durch Krieg in der Ukraine nach Europa zurückkehrt, ist diese Erinnerung an menschliches Leid und gesellschaftliche Verantwortung so wichtig."

An der Stelle, wo sich das Lager befunden hatte, wurden nach Angaben des Evangelischen Friedhofsverbandes Berlin Stadtmitte jahrzehntelang alte Grabsteine und Abraum gelagert. Erst mit der Diskussion um Entschädigung für Zwangsarbeiter vor über 20 Jahren habe die Aufarbeitung der Geschichte des Ortes begonnen. Eine Initiative aus dem Kreis der ehemals beteiligten Gemeinden nahm in der Folge Kontakt zu ehemaligen Zwangsarbeitern auf.

Quelle:
epd