Neuer Bildband mit Anekdoten vom Kölner Dom

Ausdrucksstarke Fotos und spannende Geschichten

"Ich fürchte, Herr Pastor, wir sind bestohlen" heißt ein neuer Bildband mit Anekdoten und historischen Exkursen rund um den Kölner Dom. Geschrieben und illustriert hat das Buch Robert Boecker, Chefredakteur der "Kölner Kirchenzeitung",

Robert Boecker / © Schröer (DR)
Robert Boecker / © Schröer ( DR )

Wenn der Dom fertig ist, so sagen die Kölner, dann geht die Welt unter. "Das Zitat ist so nicht richtig!", weiß Robert Boecker. "Das bezog sich ursprünglich nicht auf den Dom, sondern auf den Kran obendrauf." Der Kölner Historiker und katholische Theologe ist voll von solchen Kenntnissen. Viele davon hat Boecker (55), Chefredakteur der "Kölner Kirchenzeitung" jetzt in ein neues Buch hineingegossen - gerade rechtzeitig zum 175. Gründungstag des Zentralen Dombau-Vereins im kommenden Februar.

In dem reich bebilderten Band "Ich fürchte, Herr Pastor, wir sind bestohlen" bietet Boecker einen historischen Streifzug durch die Geschichte des Weltkulturerbes, garniert mit zahlreichen Anekdoten. Mit dem Titelzitat teilte Kaplan Johann Gumpertz am Morgen des 19. Oktober 1820 Dompfarrer Heinrich Filz den dreisten Diebstahl am Dreikönigenschrein mit. Die schnöde Tat, für die der Dieb Stockhiebe und zehn Jahre Haft erhalten sollte, ist nur eine Episode aus dem ebenso umfangreichen wie fesselnden Kapitel über den Dom als "Anziehungspunkt für zwielichtige Gestalten". Dabei kehrte das Raubgut in den allermeisten Fällen wieder an Ort und Stelle zurück, wie der Autor beschreibt. Bedauerliche Ausnahme bildet bis dato die Anfang Juni gestohlene Reliquie von Papst Johannes Paul II. aus dem Dom. Auch darauf geht Boecker ein. 

Wiederentdeckung vieler Bräuche

"Ich habe bei meinen Recherchen viele Bräuche rund um den Dom wiederentdeckt", sagt der Journalist, der schon als Kind sein Herz an den Dom verloren hat. Zum Beispiel erzählt er von der "Judasverbrennung" in der Osternacht. Das Spektakel, bei dem ein aus alten Lappen geformter "Kopf" des Verräters im Altarraum zur Explosion gebracht wurde, habe gerade junge Menschen angezogen.

"Vielleicht sollte man diese Tradition wieder aufleben lassen", meint Boecker. Auch den Brauch von "Knabenbischof" und "Narrenpapst" lernt der Leser kennen. Und natürlich spielt auch der Karneval eine Rolle. So bilden die Gardisten von den "Roten Funken" traditionell an Weiberfastnacht einen Schutzring um den Dom gegen allzu närrische Angriffe - heute vor allem gegen "Wildpinkler".

Einen ganz anderen Sachwalter des Domes stellt Boecker in dem US-amerikanischen Feldgeistlichen Philipp Hannan vor; in der besetzten Stadt wurde er im Frühjahr 1945 durch Kardinal Josef Frings zum Beschützer des Doms ermächtigt. 1985, Hannan war inzwischen Erzbischof von New Orleans, wurde er von Kardinal Joseph Höffner zum Ehrendomherrn erhoben. Viel zu wenig Beachtung erfährt dagegen für Boeckers Geschmack Sulpiz Boisseree (1783-1854), jener Mann, der maßgeblich dafür sorgte, dass der Kölner Dom keine Ruine blieb. Unter anderem setzte sich der Kölner Kunstsammler bei keinem Geringeren als Goethe für dessen Fürsprache ein. "Man sollte den Bahnhofsvorplatz nach ihm benennen", schlägt der Autor vor.

Spende für den Erhalt des Domes

Mit seinem Buch will Boecker auch konkret für den Fortbestand des Domes sorgen. Denn zwei Euro jedes verkauften Exemplars gehen an den Zentral-Dombau-Verein zu Köln, der auch Herausgeber ist. Dompropst Gerd Bachner als Hausherr der Kathedrale bescheinigt dem Autor, dass er mit dem Bildband nicht nur Herzen für den Dom gewinnen, sondern auch das Faktenwissen steigern wolle. Von daher sei es eine wertvolle Ergänzung zu der großen Reihe qualifizierter Dombücher, so Bachner.

Übrigens: Der eingangs erwähnte Domkran, der einst als so bedeutend für den Fortbestand der kölschen Welt erachtet wurde, prangte jahrhundertelang auf dem unvollendeten Südturm der Kathedrale. 1868 schließlich wurde er entfernt, weil der Baufortschritt am Dom es notwendig machte. Doch das hölzerne Konstrukt lebte fort: Aus seinen Überbleibseln wurden viele Möbelstücke gefertigt, wie Boecker dokumentiert. Und eines davon, ein aufwendig geschnitzter Sessel mit originaler Polsterung, gelangte über die Stationen Singapur und Spanien, aus dem Besitz einer alten kölschen Familie zurück in den Kölner Dom - wieder so ein nettes Histörchen aus Boeckers Buch.

Weitere Informationen zum Buch.

 


Quelle:
KNA