Neuer Altar der Berliner Hedwigs-Kathedrale wird geweiht

Hochamt in der Baustelle

Obwohl die Umbauarbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind, wird an Allerheiligen mitten in der Baustelle der neue Altar der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale geweiht. Damit startet die Kirche sozusagen in ihre dritte Lebensphase.

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch (mit Material von KNA und Erzbistum Berlin)
Neuer Altar der Hedwigs-Kathedrale / © Alexander Foxius (DR)
Neuer Altar der Hedwigs-Kathedrale / © Alexander Foxius ( DR )

Sie hat eine sehr bewegte Geschichte, die Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale. Auf dem Tag vor genau 250 Jahren wurde ihr erster Altar geweiht. Allerdings nicht in der gleichen Kirche, die heute am Berliner Bebelplatz steht. 1773 wurde der ursprüngliche Bau der Kirche im Rokoko-Stil vollendet. Mit ihrer großen runden Kuppel ist die Kirche dem Pantheon im antiken Rom nachempfunden. Der Bau entstand auf Initiative von Friedrich dem Großen. Anlass war die wachsende Zahl der Katholiken in Preußen durch den Ausbau der Armee und die Eroberung Schlesiens. Die Kirche ist nach der Patronin der neuen Provinz, der heiligen Hedwig von Schlesien (1174-1243), benannt.

Sieht die Hedwigs-Kathedrale von außen den damaligen Entwürfen auch heute noch ziemlich ähnlich, so ist vom Innenraum nicht mehr viel übrig. Nachdem die Kirche im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wurde ein neuer Bau mit damals moderner Innengestaltung errichtet. Das zweite Leben für die Berliner Bischofskirche.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale mit Bodenöffnung / © Kristian Barthen (KNA)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale mit Bodenöffnung / © Kristian Barthen ( KNA )

In der Mitte prangte ein großes Loch, eine acht Meter große Öffnung, über der der Altar auf einem kleinen Vorsprung thronte. Diese ungewöhnliche Kirchenarchitektur wurde in der DDR-Zeit für viele Ostberliner Katholiken zum Symbol der Identifizierung und des Widerstandes.

Die Bischofskirche des Erzbistums Berlin hatte bis 2018 jährlich mehr als 200.000 Besucher. Zusammen mit Humboldt-Universität, Staatsoper und Königlicher Bibliothek bildet das Gotteshaus am Boulevard Unter den Linden das Ensemble des Forum Fridericianum.

Diskussion um Umbau

Dann kam der große Umbau. Fünf Jahre später macht sich die Berliner Bischofskirche nun auf den Weg in ihre dritte Lebensphase. Nach langen Diskussionen und Bedenken aus verschiedenen Berliner Gemeinden, unter anderem aus Gründen des Denkmalschutzes, wurde und wird die Kirche grundlegend renoviert. Das Loch ist weg, dafür kommt ein neuer Altar mit Elementen aus allen Ecken des Erzbistums in die Mitte des Kirchraums.

Steine aus dem gesamten Erzbistum zieren den neuen Altar / © Alexander Foxius (DR)
Steine aus dem gesamten Erzbistum zieren den neuen Altar / © Alexander Foxius ( DR )

In der Form einer Halbkugel entstand der Altar aus kleinen Steinen von Gläubigen aus Berlin, Brandenburg, Vorpommern und Sachsen-Anhalt, wie das Erzbistum mitteilte. Mit den Steinen, die für sie selbst von Bedeutung sind, sollten die Gläubigen aus dem ganzen Bistumsgebiet ihr Leben symbolisch in den neuen Altar einbringen, begründet Berlins Erzbischof Heiner Koch, der die Weihe durchführen wird, das Projekt. So beteiligte sich der irakische Flüchtling Alen Albezo mit einem Stein, den er 2015 von einem Strand bei Athen mitnahm, wo er zum ersten Mal europäischen Boden betrat. Wie er in einem Magazin des Erzbistums zum laufenden Umbau der Kathedrale erzählte, ist der Stein für ihn das Symbol seiner Integration in Deutschland.

Im Frühjahr 2022 hatte Koch die rund 400.000 Mitglieder des Erzbistums aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen. Beim folgenden Fronleichnamsfest ließ er die Steine in Körben einsammeln und nahm sie entgegen. Sie wurden anschließend einem Gemisch aus Sand, Kies und Weißzement beigefügt, aus dem der Altar entstand.

Erzbischof Koch begutachtet den neuen Altar / © Alexander Foxius (DR)
Erzbischof Koch begutachtet den neuen Altar / © Alexander Foxius ( DR )

Das Zentrum ist Christus

Nach dem Umbauentwurf für die Kathedrale des Architekturbüros Sichau und Walter sowie des Künstlers Leo Zogmayer steht der zwei Tonnen schwere Altar nun im Zentrum des Rundbaus. Mit seiner Form einer Halbkugel soll er die Kuppel der Kathedrale optisch ergänzen. Hausherr und Dompropst Tobias Przytarski ist durchaus angetan von dieser Lösung: "Das Zentrum ist Christus, der im Altar dargestellt wird. Das ist jetzt auch die Mitte der Kirche. Ich glaube, das wird ein sehr schönes Gefühl der Gemeinschaft und der Geschlossenheit um den Altar bringen."

Die Altarweihe, die von DOMRADIO.DE live übertragen wird, findet nun zu Allerheiligen statt, obwohl der Umbau der Kirche noch gar nicht abgeschlossen ist. Gerüste ziehen sich an den Innenwänden hoch, und nur 100 geladene Gäste können vor Ort dabei sein. Trotzdem war es den verantwortlichen wichtig, diesen Termin einzuhalten. Damit der neue Altar auf den Tag 250 Jahre nach dem ersten geweiht werden kann. Dompropst Przytarksi: "Wir sind jetzt ja schon viele Jahre hier am Bauen und sind auch noch mitten dabei. Aber dass wir jetzt den Altar weihen, ist natürlich schon ein Signal. Es geht dem Ziel entgegen und das ist toll."

Prälat Tobias Przytarski / © Markus Nowak (KNA)
Prälat Tobias Przytarski / © Markus Nowak ( KNA )

Traditioneller Ritus

Altarweihen folgen einem längeren liturgischen Ritus, in dem der Altar mit Weihwasser besprengt, mit Chrisam gesalbt, und auf ihm Weihrauch entzündet wird. Das feierliche Pontifikalamt wird mit 100 geladenen Gästen gefeiert.

Wirklich fertig gestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll die Kathedrale dann in einem Jahr. Für Dompropst Przytarski wird auch das ein wichtiger Moment, da dieses historische Gotteshaus, das in Zeiten des Sozialismus vielen Berlinern so viel Kraft gegeben hat, endlich wieder ein Ort der Identifikation im Herzen der Hauptstadt werden kann. "Wir wollen versuchen, mit der Wiedereröffnung der Kathedrale in einem Jahr das Gefühl der Identität noch mal zu verstärken. Indem wir Gemeinden einladen, Gruppen, alle möglichen Personen hier mal herholt und sagt: Nehmt sie in Besitz, eure Kathedrale!"

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