Neue Kardinäle als zentraler Baustein für Kurs des Papstes

Franziskus sichert sein Erbe

Gelingt die Revolution? Wie viele Divisionen hat der Papst? Nun, zumindest zum Teil hat Franziskus den Schlüssel zu diesen häufig gestellten Fragen selbst in der Hand - indem er Kardinäle von den Rändern ernennt.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Kardinäle in Rom / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinäle in Rom / © Harald Oppitz ( KNA )

Vor vier Jahren wurde Papst Franziskus von einem genügenden Teil der damals 115 Kardinäle für den richtigen Kapitän gehalten, um einen neuen Kurs für die katholische Kirche einzuschlagen. Eine der ersten der inzwischen so vertrauten franziskanischen Symbolhandlungen: Einen seiner Wähler, einen gehbehinderten Senior im Rollstuhl, schob der neue Papst persönlich aus dem Konklave hinaus.

Kardinäle kommen und gehen. Und wer als Brückenbauer seinen Baustil über die eigene Amtszeit hinaus fortgesetzt wissen will, muss eben auch dieses Wahlgremium in seinem Sinne prägen. Kardinäle, so wollen es die Vorschriften seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965), verlieren mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren ihr Stimmrecht bei der Papstwahl. Zudem hat Johannes Paul II. (1978-2005) die Obergrenze der Wähler auf 120 festgelegt. Das heißt: Die Zusammensetzung des päpstlichen Ältestenrates kann sich binnen weniger Jahre gründlich ändern.

Franziskus geht "an die Ränder"

Franziskus hat bei seinen bislang nur drei Konsistorien gleichwohl eifrig Kardinäle in eigener Sache gemacht. Er ist dabei, wie immer, "an die Ränder" gegangen: Tonga statt Brüssel, Kapverden statt Venedig. Solcherart ernstgenommene Problemkinder der Weltkirche werden beim nächsten Konklave wohl nicht den Kandidaten des alteuropäischen Establishments wählen. Bei der vatikanischen Reise nach Jerusalem waren zuletzt qua runden Geburtstagen außergewöhnlich viele Plätze frei geworden. Nun ist erstmal für gut acht Monate Pause - bis Anfang Februar der Italiener Antonia Maria Veglio qua Alter ausscheidet.

Franziskus hat die Gunst der Stunde genutzt, um - völlig überraschend - die zuletzt entstandenen Lücken optimal auszufüllen. Mit den fünf am Sonntag neu ernannten Kardinälen zählt der Senat des Papstes nunmehr 227 Mitglieder, davon 121 Wahlberechtigte. Und die fünf Neuen sind typische "Franziskanische": Mit einer Ausnahme - dem Erzbischof von Barcelona Juan Jose Omella (71), kommen sie von den fast sprichwörtlichen Rändern: aus dem lutherischen Schweden, aus Mali, Laos und El Salvador.

Trend "weg von Europa"

Schon seit Papst Pius XII. (1939-1958) ist das Kardinalskollegium nach und nach immer internationaler geworden. Unter Franziskus jedoch ist der Trend "weg von Europa" ganz augenfällig. Durch die konsequente Ernennung vieler Nichteuropäer ist die quasi naturgesetzliche absolute Mehrheit der Europäer bei der Papstwahl, wie sie seit jeher besteht, schon gekippt; die von Europäern plus Nordamerikanern wackelt bedenklich.

Ab 28. Juni kommen von den dann voraussichtlich 121 wahlberechtigten Kardinälen 53 vom Alten Kontinent, davon 24 aus Italien. Mittel- und Südamerika wird dann 20 Wähler stellen, Nordamerika 13, Asien und Afrika je 16 und Ozeanien 3.

In einer anderen Proporzfrage hat Franziskus zuletzt deutlich aufgeholt. Konnten im Konklave von 2013 noch 17 Ordensleute ihre Stimme abgeben, so war deren Zahl zwischenzeitlich auf 11 zurückgefallen. Mit der Ernennung des Stockholmer Karmeliten Anders Arborelius (67) werden es nun künftig sogar 18 sein. Seit Franziskus (durch seine eigene Wahl) und ein indonesischer Ordensbruder qua Alter 2014 aus dem Kreis der Wähler ausschieden, trägt kein einziger Jesuit unter 80 Jahren mehr den Purpur. Allerdings: Die Mitglieder des größten Männerordens der katholischen Kirche sollen ja laut ihren Statuten eh nicht nach kirchlichen Ämtern streben.

Eine weitere Unwucht

Vier der zwölf wahlberechtigten Ordensleute sind Salesianer Don Boscos, eine Gemeinschaft, die sich den Bereichen Jugend, Bildung und Mission verschrieben hat. Dazu zwei europäische Dominikaner, zwei Franziskaner, zwei Spiritaner, zwei Karmeliten, ein Sulpizianer, ein Augustiner-Rekollekt, ein Herz-Jesu-Missionar, ein Redemptorist, ein Pater der Kongregation vom Heiligen Kreuz sowie ein Mitglied des Säkularinstituts Pius X. Sollte sich der noch sehr junge Spiritaner-Erzbischof von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik, Dieudonne Nzapalainga (50), bis dahin hinreichender Gesundheit erfreuen, dann wäre die Präsenz von Ordensleuten im Konklave also zumindest bis 14. März 2047 gesichert.

Zu den Kurzportäts der neuen Kardinäle: hier.

 

Weihbischof Gregorio Rosa Chavez / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Weihbischof Gregorio Rosa Chavez / © Barbara Mayrhofer ( KNA )

 

Bischof Lars Anders Arborelius / © Julia Rathcke (KNA)
Bischof Lars Anders Arborelius / © Julia Rathcke ( KNA )

 

Erzbischof Jean Zerbo / © Laurent Larcher (KNA)
Erzbischof Jean Zerbo / © Laurent Larcher ( KNA )
Quelle:
KNA