Neue Gewalt gegen Christen in Indien befürchtet - Bischöfe bitten um Schutz

Provokationen mit Ansage

Christen in Indien verlangen von der Regierung besonderen Schutz während der Weihnachtsfeierlichkeiten. In einem gemeinsamen Appell rufen katholische und protestantische Kirchen des Landes Ministerpräsident Manmohan Singh und Innenminister Palaniappan Chidambaram zu Maßnahmen gegen religiöse Gewalt auf.

 (DR)

Einer Delegation von Vertretern europäischer Botschaften aus Neu Delhi, die zuvor besseren Schutz für Christen gefordert hatte, sei die Einreise in die Unruhe-Region verweigert worden.
«Wir appellieren an die Regierungen Indiens und Orissas, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, damit örtliche Kräfte nicht mit ihren Plänen Erfolg haben, das wichtigste Fest der Christen zu stören», mahnen die Kirchen. Sie äußern sich «tief besorgt über die abgründige Situation» der Christen im Bundesstaat Orissa und erinnern an Anschläge während des Weihnachtsfestes 2007 sowie an die Ausschreitungen durch hinduistische Extremisten nach der Ermordung des Hindu-Führers Swami Lakshmanananda Ende August.

Zu den Forderungen der Kirchen gehört auch ein Verbot der Jugendorganisation der nationalistischen Hindu Bewegung Vishwa Hindu Parishad (VHP). Das Schreiben des «National United Christian Forum» trägt die Unterschriften von Neu Delhis Erzbischof Vincent Concessao und dem methodistischen Bischof Taranth S. Sagar.

Die Veröffentlichung des Appells fiel mit dem Ablauf eines Ultimatums der VHP zusammen. Die Hindu-Bewegung hatte Kundgebungen und Streiks für den Fall angekündigt, dass die Verantwortlichen für den Mord an Lakshmanananda bis zum 15. Dezember nicht festgenommen seien. Laut indischen Behörden sind maoistische Guerillas für die Tat verantwortlich; die VHP bezichtigt Christen des Anschlags.

Regierungsaussagen bezweifelt
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wies derweil Behauptungen der indischen Regierung zurück, dass es in der Unruhe-Region im Kandhamal-Distrikt seit Oktober zu keinen Gewalttaten mehr gekommen sei. Mehr als 10.000 Christen, die seit August aus Angst vor pogromartigen Übergriffen geflohen seien, wagten es immer noch nicht, in ihre Heimat zurückzukehren, erläuterte der zuständige Referent Ulrich Delius. Wer zurückgehe und sich nicht zum Hinduismus bekehre, riskiere sein Leben. So seien mehrere Frauen umgebracht worden, als sie in die Nähe ihrer Dörfer zurückkehrten, um Reis zu ernten.

Seit Ermordung eines radikalen Hinduführers am 23. August sind in Orissa laut GfbV 53.000 Christen aus 315 Dörfern vertrieben und mehr als 60 von ihnen ermordet worden. 151 Kirchen seien zerstört und mehr als 4.600 Häuser von Christen niedergebrannt worden.