Neue Gefechte in der Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus

 (DR)

In der Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus ist es zu neuen schweren Kämpfen gekommen. Am Mittwoch seien die Gefechte entlang der gesamten Front fortgesetzt worden, teilte Aserbaidschans Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Baku mit. Mehrere Dörfer und Städte seien beschossen worden. Nach armenischer Darstellung versuchten Truppen des verfeindeten Nachbarlandes, im Südosten des Konfliktgebietes an der Grenze zum Iran weiter vorzurücken. Armenien habe mit Angriffen darauf reagiert, teilte das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Eriwan mit.

Die Behörde teilte zudem mit, dass es dabei viele Tote auf aserbaidschanischer Seite gegeben habe. Baku bestritt das und behauptete wiederum, Soldaten der armenischen Armee würden sich wegen Problemen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln zurückziehen. Diese Informationen lassen sich nur schwer überprüfen, weil es keine unabhängigen Beobachter in der Konfliktregion gibt.

Armenien berichtete zudem über neue Angriffe auf die Hauptstadt von Berg-Karabach. Dabei seien Raketen auf Stepanakert abgefeuert worden. Auch andere Dörfer seien betroffen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Opferzahlen wurde zunächst nicht genannt.

Die Behörden der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach sprachen am Mittwoch von 280 getöteten Soldaten seit Beginn der Kämpfe vor rund anderthalb Wochen. Die aserbaidschanische Seite hat bislang keine Angaben zu Verlusten in den eigenen Reihen gemacht. Sie gab die Zahl getöteter Zivilisten mit zuletzt 27 an. Armenien schätzt, dass bereits mehr als 3700 aserbaidschanische Soldaten umkamen. Die gegnerische Seite bestreitet das.

Die von Armenien kontrollierte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. Armenien und Aserbaidschan kämpfen schon seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145 000 Menschen leben. Die neuen Gefechte sind weitaus heftiger als die Scharmützel in den Jahren zuvor. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld an der jüngsten Eskalation. (dpa / 07.10.2020)