Nele Pollatschek über "Das Unglück anderer Leute“

Gott und göttliche Macht in der Literatur

"Für mich funktioniert Literatur nicht ohne jüdisch-christlichen Kontext, und der ist da sehr stark drin“, sagt Nele Pollatschek im domradio.de Interview über ihren Debutroman "Das Unglück anderer Leute“.

Nele Pollatschek / © Schröer (DR)
Nele Pollatschek / © Schröer ( DR )

Thene, 25, Oxford-Studentin mit Zweitwohnsitz in Heidelberg ist eine glückliche junge Frau. Alles gut, könnte man meinen, wäre da nicht die Patchwork-Familie der Romanheldin, die sie immer wieder ins Chaos ihrer Vergangenheit hineinzieht. Besonders die Hippie-Mutter ist komplett verschroben, sie will die ganze Welt retten, vergisst darüber aber, dass sie sich auch um ihre Kinder kümmern sollte. Der Vater ist mit seinem Coming-out beschäftigt und läßt seine Familie im Stich. Thene befreit sich aus dem Wirrwarr ihrer Kindheit. Als sie aber in Oxfort feierlich ihren Master verliehen bekommt und die ganze Familie anreist, geschieht ein Unglück, das Thenes Welt aus den Angeln hebt. Nele Pollatschek läßt ihre Romanheldin fragen: Ist es Gott? Zufall? Schicksal? oder was wirkt und webt da im Hintergrund?

"In meinem Buch gibt es einen Gott"

Nele Pollatschek hat einen Roman geschrieben, der weit darüber hinausgeht, ein sehr komisches Buch über eine gescheiterte Patchwork-Familie zu sein. Natürlich hinterfragt sie auch dieses Familienmodell, das, wie sie sagt, „mit lauter verrückten Geschichten immer häufiger vorkommt“. Im Verlauf der Geschichte begibt sich der Roman auch auf die Suche nach Antworten auf die großen Fragen der Menschheit. „In meinem Buch gibt es einen Gott, auch wenn der einen recht schwarzen Humor hat“, sagt die Autorin, die sich auch in ihrer Doktorarbeit, an der sie gerade schreibt, mit der Frage beschäftigt: Wie Literatur mit Gott und mit göttlicher Macht und Gerechtigkeit umgeht? Im domradio.de Interview spricht sie auch über ihre Sehnsucht nach einem Gott, über ihre jüdischen Wurzeln und über die Idee eines neuen Romans: „Da wird es einen zutiefst religiösen Menschen geben, der die inneren Tumulte spiegelt, die mich auch beschäftigen“.