NATO will Bericht von Vatikan-Vertreter in Libyen nachgehen

Dutzende zivile Opfer?

Auch zwei Wochen nach Beginn der Operation "Odyssee Dawn" hält der Kampf des Westens gegen Libyens Machthaber Muammar Gaddafi an. Durch die Luftangriffe sind auch mehrere Dutzend Zivilisten ums Leben gekommen – berichtet der katholische Bischof in der Hauptstadt Tripolis. Die NATO ermittelt.

 (DR)

Im Stadtteil Buslim seien allein 40 Personen durch den Einsturz eines Wohnhauses getötet worden, sagte Giovanni Innocenzo Martinelli dem vatikanischen Pressedienst Fides unter Berufung auf Augenzeugen. Zudem seien mehrere Krankenhäuser beschädigt.



Zwar richteten sich die Luftangriffe gezielt gegen militärische Ziele; diese befänden sich jedoch teils in Wohnvierteln, so dass auch die Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft gezogen werde, erläuterte Martinelli. Der aus Italien stammende Apostolische Vikar äußerte sich zudem besorgt über eine wachsende Lebensmittel- und Benzinknappheit. Er bekräftigte seine Forderung nach einer diplomatischen Lösung für den Konflikt.



NATO ermittelt

Die NATO, die inzwischen die Kontrolle über den Einsatz übernommen hat, will den Berichten nachgehen und eine Ermittlung veranlassen. Der Oberbefehlshaber des Nato-Einsatzes in Libyen, der Kanadier Charles Bouchard, sagte, sobald die Untersuchung abgeschlossen sei, werde man einen detaillierten Bericht vorlegen.



Martinelli leitet das Apostolische Vikariat Tripolis, das nach Vatikan-Angaben rund 150.000 Katholiken zählt. Die Mehrzahl von ihnen bilden Gastarbeiter aus anderen Ländern, die mittlerweile das Land verlassen haben. Ein Apostolisches Vikariat ist als kirchliche Verwaltungseinheit die Vorstufe zu einem Bistum und liegt meist in Regionen mit einer geringen Katholikenzahl.