Nachrichtenarchiv 08.04.2008 09:25

Kölner Affäre

Was steckt hinter den Anderen? Hinter den Gesichtern und Gesten. Wer sind diese Menschen, die uns täglich kurz begegnen? In der U-Bahn und im Supermarkt. Welches Leben führen sie, wenn sie aus unserem Blick geraten? Wie unterscheiden wir uns? Was macht uns einzigartig? Der lettische Regisseur Alvis Hermanis schickte zwei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler auf die Suche nach vier Menschen aus dem Kölner Leben. Möglichst normale, alltägliche Menschen, wie du und ich.

 (DR)

Über einige Monate begleiteten die Schauspieler deren Leben, lernten sie kennen und setzten sich so mit Lebensgeschichten auseinander, die in der Öffentlichkeit sonst nicht vorkommen. Es zeigt sich, wie komplex die Leben der Einzelnen sind, denn nicht das Allgemeine, sondern das Spezielle bildet den Kern der Existenz. Es zeigt sich auch, wie wichtig das Zuhören ist, welche Kraft sich daraus entfaltet und wie wenig es heute gepflegt wird. Im Nichtmehrzuhörenkönnen liegt die Härte. Davon weiß das Theater. Jedes genauere Hinhören vergrößert die Vielfalt. Die Persönlichkeit der Schauspieler verschmilzt in der Inszenierung allmählich mit den Geschichten und bringt so neue Welten hervor, die sich in einer Sprache äußern, die sonst auf dem Theater wenig Gehör findet, weil dort oft nur mehr das Geronnene verhandelt wird und jedes Einzelschicksal in die Gesellschaft hineinreichen soll. Dagegen richtet sich dieser in hohem Maße theatralische Vorgang. Zurück auf Anfang. Ausgang ungewiss.