Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Meine Freundin Johanna

 (DR)

"Johanna sagt: Du bist der rote Faden in meinem Leben. Als Johanna verschwand an einen Ort, von dem ich nicht wusste, was er zu bedeuten hatte, war sie gerade siebzehn Jahre alt geworden. Ich war damals sechzehn Jahre alt.
Seitdem sind mehr als vierzig Jahre vergangen.
Vielleicht ist der Grund, weshalb ich diese Geschichte aufschreiben will, der Versuch zu verstehen, warum die Welt ist, wie sie ist. Warum der eine Mensch krank wird und der andere nicht. Warum ein Mensch, den man liebt, verrückt wird. Es ist nicht meine Geschichte, die ich erzählen werde. Und ich wusste lange nicht, ob ich das Recht habe, sie zu schreiben. Bis Johanna eines Tages zu mir sagte: Mach du es. Für mich."
So berichtet die Freundin von den Jugend- und Studienjahren, dem Elternhaus, der Ehe. Die Bearbeitung der Familiengeschichte in einer Psychoanalyse ermöglicht Johanna langfristig die Gestaltung eines Lebens, das insbesondere durch das Scheitern der Ehe und die Entscheidung, den Sohn beim Vater aufwachsen zu lassen, zwar durch große Verluste gekennzeichnet ist, aber schließlich doch aus dem Wechselbad von Manie und Depression hinführt zu einem Alltag, mit dem sie durchaus zufrieden ist. Ihre Fähigkeit, den Augenblick zu genießen, sich und anderen den Alltag schön zu machen, alles schreibend festzuhalten, hilft ihr dabei.