Nachrichtenarchiv 01.01.2004 00:00

Der Taucher und andere Geschichten aus Maine

 (DR)

Jeder kennt dieses Gefühl des Abgrunds, wenn plötzlich, in einem ganz normalen Leben, der Augenblick eintritt, in dem alles auf dem Spiel steht, alles sich grundlegend ändern kann. Vielleicht bietet Maine für solche Szenen einen idealen Grund, sehr wahrscheinlich liegt es aber am Geschick des Autors, der in diesen Geschichten scheinbar ganz normale Menschen vor solchen Wendepunkten schildert und blitzlichtartig den ganzen Charakter, ein ganzes Leben, ja ein Schicksal erhellt.
Z.B. als ein Pärchen mit seinem Baby von Portland nach Point Allison tuckert und das Boot vor dem Hafen liegenbleibt, weil sich Seetang in der Schraube verheddert hat. Der zu Hilfe gerufene Taucher wird für den jungen Vater zur Bedrohung – real oder eingebildet? –, mit der er nicht umgehen kann. Oder die Party auf einem ans Meer grenzenden Gelände einer Luxusvilla, bei der ein Neuankömmling den Wunsch des ihm unbekannten Gastgebers erfüllen soll – mit einer Pistole. Oder die schwangere junge Frau, die mit ihrem Zukünftigen dessen Tante auf einer vorgelagerten Insel besucht, obwohl sie panische Angst vor dem Meer hat. Wie kommt es, daß sie nach kurzer Zeit ebenjenes Meer als beruhigend empfindet?
In diesen Geschichten steht kein Wort zuviel, unglaublich präzise fängt Robinson noch die intimsten Regungen seiner Figuren ein.