Osterbotschaften der Deutschen Bischöfe

Nachdenkliche Töne in der Osternacht

Die deutschen Bischöfe haben den Gläubigen in der Osternacht ans Herz gelegt, das Geheimnis der Auferstehung als Chance zur Erneuerung oder zum Neuanfang zu nehmen. Auch das Feuer der Pariser Kathedrale Notre Dame war ein Thema.

Brennende Kerzen in der Osternacht / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Brennende Kerzen in der Osternacht / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, hat vor einem Missbrauch der christlichen Botschaft für eigene Ziele gewarnt. "Wo innerhalb und außerhalb der Kirche Angst und Hass und Vorurteile und Misstrauen gefördert werden, wird das Evangelium von Ostern verraten", sagte der Münchner Kardinal in seiner Osternacht-Predigt.

Wo Glaube zur Spaltung, Unterdrückung und Erniedrigung missbraucht werde, werde die Osterbotschaft pervertiert. "Das ist sicher auch in der Geschichte der Kirche geschehen und geschieht immer wieder." Es sei Auftrag der Christen, als Kirche in den Gesellschaften und in den politischen Auseinandersetzungen "das österliche Zeugnis der Hoffnung spürbar und sichtbar zu machen", sagte Marx laut Redetext.

Wenn über kirchliche Themen oder den christlichen Glauben gesprochen werde, gehe es meist um Krisen, Skandale, Versagen oder schwer verständliche Glaubenssätze. Dies sei zwar auch richtig und wichtig. Aber die für die menschliche Existenz wirklich grundlegende Frage von Leben und Tod werde seinem Eindruck nach nicht so oft gestellt.

Kardinal Woelki: Leben mit dem Auferstandenen ist ein kostbarer Schatz

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der in der Osternacht zwei erwachsene Katechumenen taufte, erinnerte in seiner Predigt an die Besonderheit der Taufe. Gott schenke den Getauften ein neues Leben, so Woelki im Kölner Dom. Damit hätten die getauften, gefirmten Christen Anteil am Leben des auferstandenen Christus. "Das ist nicht irgendwas, das geht in die Tiefe. Das ist tiefgreifender, als die Schöpfung am Anbeginn."

Darum, so der Kardinal, nenne Jesus im Gespräch mit Nikodemus die Taufe auch "eine Geburt von oben". Woelki verglich das gemeinsame Leben mit Jesus, das durch die Sakramente der Taufe und der Firmung möglich geworden seien, mit einem kostbaren Schatz, ähnlich wie die Verbindung zwischen Eheleuten oder guten Freunden.

Overbeck: Vertrauenskrise in Europa

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck beklagt eine Vertrauenskrise in Europa. Alle Versuche, sich von dem Miteinander im großen Politik- und Wirtschaftsraum Europa zu entfernen, förderten chaotische Zustände, sagte er in der Osternachtsfeier im Essener Dom.

Es lohne sich, auf jene vielen zu setzen, "die auf den mühsamen Wegen des politischen Ausgleichs und des Kompromisses gemeinsame Wege suchen für so viele unterschiedliche Menschen, Meinungen und Politikverständnisse".

Das Unbegreifliche der Auferstehung nicht übergehen

Der Aachener Bischof Helmut Dieser rief dazu auf, das Unbegreifliche des Auferstehungsglaubens nicht zu übergehen. "Ostern ist nicht menschenmöglich", sagte er. Alle Oster-Erzählungen zeigten, dass das Unerklärliche gegen heftigste Widerstände und nur allmählich zum unerschütterlichen Glauben geworden sei

Der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, betonte, Ostern stehe für die unverbrüchliche Treue Gottes zu den Menschen: "Nicht Dunkelheit und Finsternis setzen den Schlusspunkt, sondern Licht und Leben."

Wilmer: Zweifeln ist menschlich

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat zu Ostern daran erinnert, dass Zweifeln menschlich ist. "Unser Leben besteht aus Graustufen und Zwischentönen, aus Meinungsverschiedenheiten und Ungewissheiten, die wir aushalten müssen, auch wenn es gerade keine passende Antwort gibt", schreibt er in seiner Osterbotschaft. Wilmer äußert darin Verständnis für die Menschen, die mit ihrem Glauben hadern angesichts von Krieg, Verzweiflung und Elend an vielen Orten der Erde oder wenn ein geliebter Mensch schwer leide oder sterbe.

Laut Wilmer ist das erlaubt: "Wer glaubt, darf auch zweifeln. Ohne Zweifel gäbe es nur Ja oder Nein", so der Bischof.

Heße: Osterfeuer soll Glauben neu entfachen

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße hat in seiner Osterpredigt zu einem neuen Aufbruch im Glauben aufgerufen. Das Osterfeuer als Symbol der Auferstehung Jesu Christi solle als Flamme des Glaubens in den Christen brennen, sagte er im Gottesdienst im Hamburger Mariendom. "Ostern will, dass wir dieses Feuer nicht für uns behalten, sondern dass wir es weitergeben und andere damit anstecken."

Beim Thema Feuer ging Heße auch auf den Brand der Pariser Kathedralen Notre-Dame zu Beginn der Woche ein. Nicht nur für die Franzosen sei das ein schrecklicher Anblick gewesen, der einem die Sprache verschlagen habe, so der Hamburger Erzbischof in Erinnerung an den Montagabend.

Nach Missbrauchsfällen: Aufruf zum Wandel in der Kirche

Angesichts der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche hat der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in der Osternacht dazu aufgerufen, Wandel in der Kirche zuzulassen. "Die Kirche ist bis in ihren Grund erschüttert", sagte Bode während der Osternachtfeier im Osnabrücker Dom: "Viele wollen in diesem Wald aus Undurchsichtigkeit und Doppelbödigkeit nicht mehr bleiben." Geweihte und verantwortliche Personen hätten ihre Schuld nicht erkannt, verschwiegen oder vertuscht. "Sie taten es, weil sie sich den Verbrechen nicht stellen wollten und die Opfer nicht genug im Blick hatten", sagte Bode. Dennoch sei er überzeugt, dass in der katholischen Kirche "ganz empfindsam und fragil" neues Vertrauen heranwachsen könne.

Auch der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann äußerte die Hoffnung, dass die katholische Kirche in Deutschland schnell Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnt. Es gebe derzeit einen "erdrutschartigen Verlust an Glaubwürdigkeit und Glauben". An Ostern aber, so Wiesemann, könne die Hoffnung auf neue Aufbrüche wachsen.

Ackermann: Ostern als eine Chance, das Glaubensbekenntnis erneuern

Die Feier von Ostern sollte nach Ansicht des Trierer Bischofs Stephan Ackermann für alle Christen ein Anlass sein, das Bekenntnis ihres Glaubens zu erneuern. Das österliche Bekenntnis "Der Herr ist auferstanden" sei eine "Kurzformel des Glaubens", sagte Ackermann im Osternachtsgottesdienst im Trierer Dom. Es sage "in Kürze, worauf es im Glauben ankommt, und macht den, der sich bekennt, erkennbar und identifizierbar".

Neben dieser kurzen Form brauchten Leben und Glauben aber auch viel Zeit und Raum, um Grundfragen des Lebens wie Schöpfung, Zweifel, Tod und Hoffnung zu verstehen, erklärte Ackermann laut Redetext. Dies stehe durchaus im Widerspruch zu einer Zeit, die Kurznachrichten liebe und in der die Kommunikationsgewohnheiten "auf Kürze und Prägnanz getrimmt sind".

Genn: Ostern gibt Antworten auf Fragen des Lebens

Ostern gibt nach Worten des Münsteraner Bischofs Felix Genn Antworten auf die Grundfragen des Lebens. Der Mensch, die Welt, die Schöpfung seien gewollt und geliebt, sagte Genn im Münsteraner Dom. Diese Zusage Gottes gelte, "auch wenn wir uns unter der Größe des Kosmos und unter der Unzahl von Menschen wie einzelne kleine Nummern oder ein kleines Rad vorkommen mögen", sagte der Bischof laut Redetext.

Gott stehe nicht bloß über der Schöpfung und über der Welt, sondern er gehe hinein in die Welt und in die Geschichte der Menschen. Gottes Antwort auf die Grundfragen des Lebens werde in der Feier der Osternacht verkündet, sagte Genn: mitten in den Niederlagen und Enttäuschungen, die die Boten dieser Botschaft im Laufe der Geschichte erzeugt hätten. Die Kraft des Wortes sei stärker und habe alles gesprengt, was Jesus Christus im Tod festhalten konnte. So sei sein Grab leer gewesen. Derjenige, der darin lag, sei lebendig geblieben, "weil die Kraft Gottes und erst recht die Kraft seiner Liebe solche Todesstarre nur sprengen konnte".

Becker: Ostern reißt Kurve des Lebens nach oben

Das Osterfest ermutigt nach Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker zum Leben. Wo immer das Machbare an seine Grenzen stoße, werde mit der Osternacht an die Möglichkeit der Unmöglichkeit erinnert, sagte der Bischof im Dom zu Paderborn. "Ostern reißt die Kurve unseres Lebens nach oben." Es lohne sich, österlich zu leben. Das bedeute, mit dem Lebenden zu leben: "Durch Christi Auferstehung ist unser Dasein unendlich liebenswert geworden und vor allem lebenswert", erklärte der Erzbischof laut Redetext.

Bätzing: Glaubensbekenntnis kostet zunehmend mehr Kraft

Der Limburger Bischof Georg Bätzing erklärte, ihn koste es in diesem Jahr mehr Kraft als sonst, seinen Glauben an Ostern froh zu bekennen. "Die Stürme, in die wir als Kirche geraten sind, durch Versagen und persönliche Schuld, bleiben auch mir nicht in den Kleidern stecken." Er selbst spüre, dass die Kirche fragwürdig geworden sei, so der Bischof. Zugleich werde an Ostern aber deutlich, dass der auferstandene Christus den Glauben an Gott wecken wolle.

Schick: Jubel und Dank

Die Osternacht ist nach den Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick eine Nacht des Jubels und des Dankes. Sie verändere das Leben, betonte er: "Dieses neue Leben ist Freiheit, ist Vertrauen, ist Hoffnung, ist Liebe, ist Einsatz."7

Bedford-Strohm: Gespür für die Tiefendimension

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete die Geschichte der Auferstehung Jesu als "wichtigste Botschaft überhaupt". Natürlich freuten sich die Kinder auf das Ostereiersuchen und die Erwachsenen auf die freien Tage, erklärte der bayerische Landesbischof. Doch unter der Oberfläche hätten viele Menschen ein Gespür für die Tiefendimension des christlichen Osterfestes: die Überwindung des Todes.

 

Quelle:
DR , epd , KNA