Nach OECD-Studie: Initiativen gegen Kinderarmut gefordert

"Nicht weniger, sondern mehr Kindergeld"

Nach dem jüngsten OECD-Bericht zur Kinderarmut haben der Familienbund der Katholiken und der Bundesverband Deutsche Tafel größere Anstrengungen für Familien gefordert. Dabei widersprach die Präsidentin des Familienbundes, Elisabeth Bußmann, am Mittwoch in Berlin dem OECD-Vorschlag, statt direkter staatlicher Leistungen für Familien mehr in Betreuung zu investieren. "Familien brauchen nicht weniger, sondern mehr Kindergeld".

 (DR)

Ursache der Kinderarmut sei ein zu geringer Familienlastenausgleich. Eltern würden mit dem Großteil der Kosten für ihre Kinder alleine gelassen, während die gesamte Gesellschaft von der nächsten Generation profitiere.

Nach Bußmanns Worten sind Investitionen in Bildung und Betreuung von Kindern zwar dringend notwendig, sollten aber zusätzlich geleistet werden. «Die vorgeschlagene Umschichtung der Familienförderung zugunsten von Betreuungseinrichtungen beschränkt zudem die Freiheit der Eltern, ihr Familienmodell selbst zu gestalten», so Bußmann weiter. Die Erwerbstätigkeit beider Eltern werde damit faktisch erzwungen. Laut der am Dienstag in Berlin vorgestellten OECD-Studie ist in Deutschland jedes sechste Kind von Armut betroffen, obwohl das Land im Durchschnitt mehr für Minderjährige ausgibt als die meisten europäischen Staaten.

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Deutsche Tafel, Gerd Häuser, bezeichnete es als Skandal, «dass es einem der reichsten Länder der Welt nicht gelingt, angemessen für seine Kinder und Jugendlichen zu sorgen». Er forderte in Berlin eine breite Infrastruktur, die Kindern aus sozial schwachen Familien die volle Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermögliche. Der Kampf gegen die Armut müsse für die künftige Bundesregierung oberste Priorität haben. Häuser verlangte neben höheren Hartz-IV-Sätzen mehr Investitionen in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen. Dort müsse es kostenlose Mahlzeiten geben.