Nach Anzeige gegen Woelki ermittelt die Staatsanwaltschaft

Anfangsverdacht bleibt unklar

Die Staatsanwaltschaft Köln hat offenbar ein Ermittlungsverfahren gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki eingeleitet. Ein entsprechendes Bestätigungsschreiben haben drei katholische Priester am Samstag veröffentlicht.

Kardinal Woelki auf der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner (SW)
Kardinal Woelki auf der vierten Synodalversammlung / © Max von Lachner ( SW )

Diese hatten gegen Woelki Strafanzeige wegen "falscher Versicherung an Eides statt" gestellt. Die Aufnahme der Ermittlungen nach Eingang einer Strafanzeige bedeutet nicht zwingend, dass ein Anfangsverdacht besteht oder dass es später zu einer Anklage kommen wird.

Burkhard Hose / © Harald Oppitz (KNA)
Burkhard Hose / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach Medienrecherchen zu einer eidesstattlichen Versicherung von Woelki hatten ihn die Priester Burkhard Hose aus Würzburg, Bernd Mönkebüscher aus Hamm und Wolfgang Rothe aus München am 1. September angezeigt. Sie werfen dem Kardinal vor, eine falsche Versicherung an Eides statt abgegeben zu haben.

Nicht mit Fall Pilz befasst gewesen

Woelki hatte die Versicherung im Zuge eines presserechtlichen Verfahrens gegen die "Bild"-Zeitung abgegeben. Darin erklärt er, nicht vor der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall des bundesweit prominenten Geistlichen Winfried Pilz befasst gewesen zu sein. Dem mittlerweile verstorbenen, früheren Sternsinger-Chef Pilz wird sexuelle Gewalt gegen junge Männer vorgeworfen.

Winfried Pilz im Jahr 2001 / © Nadine Loesaus (KNA)
Winfried Pilz im Jahr 2001 / © Nadine Loesaus ( KNA )

Das Erzbistum Köln meldete die Anschuldigungen gegen Pilz erst in der zweiten Juni-Hälfte 2022 an das Bistum Dresden-Meißen, wo der Priester bis zu seinem Tod 2019 jahrelang seinen Ruhestand verbracht hatte. Daher konnte das Bistum früher verhängte Auflagen gegen Pilz nicht kontrollieren. Kritiker sehen hier eine Dienstpflichtverletzung durch Woelki. Der Erzbischof betont hingegen, er sei persönlich erst ab der vierten Juni-Woche mit dem Fall Pilz befasst gewesen.

Allerdings wurde ein mutmaßliches Opfer von Pilz bereits Anfang Mai zu einem Gespräch mit dem Kardinal eingeladen, wie eine Recherche von Deutschlandfunk und der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" zeigte. Das Erzbistum bestätigte die Einladung, die jedoch nicht der Kardinal, sondern Woelkis Büroleiterin verfasst habe.

Bistumssprecher weist Verdacht zurück

Der Kardinal habe nach der Veröffentlichung eines Aufarbeitungsgutachtens im März 2021 mehrere Gespräche zum Thema Missbrauch angeboten, so die Erzdiözese. Bei einem Gesprächswunsch stimme sein Büro selbstständig einen Termin ab, auf den Woelki dann erst kurz vorher inhaltlich vorbereitet werde. So sei es auch bei diesem Betroffenen gewesen, der für Ende Juni eingeladen worden war.

Kardinal Woelki studiert das Gutachten (DR)
Kardinal Woelki studiert das Gutachten / ( DR )

Ein Sprecher des Erzbistums verwies am Sonntag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf eine frühere Stellungnahme zu dem Fall: Der Verdacht der falschen eidesstattlichen Versicherung sei "geradezu absurd". Kardinal Woelki habe exakt am 24. Juni durch einen Telefonanruf mit dem damaligen Generalvikar davon erfahren, dass es bei dem Gespräch am 27. Juni um den Fall Pilz gehen solle. Da der Eingeladene zum Termin nicht gekommen sei, habe der Kardinal ihn später "an dessen Krankenbett zu einem seelsorgerischen Gespräch" besucht.

Dass die Einladung bereits im Mai ausgesprochen worden war, stehe "in keiner Weise im Gegensatz zu der eidesstattlichen Versicherung", so das Erzbistum weiter: "Wie in jedem anderen Vorzimmer dieser Welt erledigt die Einladung und die Terminierung die dafür zuständige Mitarbeiterin - und natürlich nicht der Kardinal."

Nicht die erste Anzeige gegen Kardinal Woelki

Es handelt sich nicht um die erste Anzeige gegen Woelki. Der Staatsanwaltschaft lagen zwischenzeitlich mehr als 30 Anzeigen gegen ihn und weitere Personen wegen mutmaßlicher Beihilfe zum Missbrauch vor. Die Behörde lehnte damals jedoch Ermittlungen wegen eines zu geringen Anfangsverdachts ab.

Zudem hat ein Missbrauchsbetroffener das Erzbistum auf 725.000 Euro Schmerzensgeld wegen Amtspflichtverletzung durch Unterlassen verklagt. Dieses Verfahren dauert an und wird ab November verhandelt.

Das Erzbistum Köln

Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zusammen aus 40.772 Kirchenaustritten (2020: 17.281) sowie der Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind. 

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA