Muslimische und christliche Theologen werben für Dialog - Kölner Moschee vor Baubeginn

"Keine Alternative zum friedlichen Zusammenleben der Religionen"

Muslimische und christliche Theologen aus Ankara und Köln haben zum friedlichen Zusammenleben der Religionen aufgerufen. Das sei sowohl aus Sicht des Koran als auch aus katholischer Perspektive wünschenswert und möglich, erklärten die türkischen Professoren Hakki Ünal und Mehmet Özdemir sowie der Islamexperte Thomas Lemmen vom Erzbistum Köln am Freitagabend in Köln.

 (DR)

«Der Mensch kann sich frei für eine Religion entscheiden», betonte Ünal. Niemand dürfe mit Gewalt zum islamischen Glauben gezwungen werden. Vielmehr gebe es im Koran zahlreiche Beispiele für die friedliche Koexistenz und den gegenseitigen Respekt von Muslimen, Christen und Juden. Auch wer den Islam verlasse, dürfe nicht bestraft oder gar getötet werden. «Selbst wenn die meisten Muslime auf der Welt dies glauben, ist es nicht richtig.» Eine Strafe wäre nach seiner Auffassung «allein Sache Gottes».

Lemmen, der Referent des Erzbistums für den interreligiösen Dialog ist, hob die Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam hervor. Er nannte etwa das Bekenntnis zu Gottes Barmherzigkeit und die Erwartung eines endzeitlichen Gerichts. Auf der Grundlage solcher Gemeinsamkeiten sollten Christen und Muslime in einen Dialog eintreten. Das habe das Zweite Vatikanische Konzil im Dokument «Nostra Aetate» geschrieben und entspreche auch dem Willen von Papst Benedikt XVI.

Die Wissenschaftler sprachen bei einer Dialogveranstaltung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib). Diese will im Frühsommer mit dem Bau einer Moschee für 1.200 Gläubige in Köln-Ehrenfeld beginnen, wie Vorstandsvorsitzender Sadi Arslan ankündigte. Um die Baupläne hatte es zahlreiche Konflikte gegeben.

Zum Vortragsabend aus Anlass des Geburtstag des Propheten Mohammed kamen rund 250 Zuhörer, darunter viele Mitglieder aus Ditib-Gemeinden und Vertreter der christlichen Kirchen.

Auch Arslan betonte: «Wir haben keine Alternative zum friedlichen Zusammenleben der Religionen.» Das Moscheebau-Projekt werde sicher zum Beweis für die «Toleranz in der deutschen Gesellschaft» werden. Nur eine Minderheit habe gegen das muslimische Gotteshaus Widerstand geleistet. «Wir Muslime müssen Respekt vor der Religion anderer haben. Denselben Respekt erwarten wir für den Islam.»