Muslime kritisieren Pläne für neue Islamkonferenz

 (DR)

Die geplante Neuausrichtung der Deutschen Islamkonferenz stößt bei prominenten Muslimen auf Kritik: Dem früheren Grünen-Chef Cem Özdemir etwa gehen die Pläne des Bundesinnenministeriums nicht weit genug. "Die Islamkonferenz braucht nicht nur einen Neustart - sie braucht endlich ein Ziel und einen verbindlichen Fahrplan", schreibt Özdemir in einem Gastbeitrag für die "Welt" (Donnerstag).

Das Ziel sei die rechtliche Integration des Islam, so Özdemir weiter: "Unser Grundgesetz bietet für die Kooperation von Staat und Religionsgemeinschaften einen guten Rahmen". Eine Lösung werde man nicht gegen, sondern nur mit den Verbänden finden können - "allerdings nur mit solchen, die glaubhaft auf dem Boden des Grundgesetzes stehen". Persönlich wünsche er sich einen Islam, der der Gesellschaft zugewandt sei und Zwischentöne zulasse.

Die Publizistin Necla Kelek forderte in einem Gastbeitrag für die Zeitung, die Islamkonferenz müsse den direkten Dialog mit den Menschen mit muslimischem Hintergrund suchen: "Die Islamkonferenz sollte öffentlich tagen und so offen wie nötig die Probleme und Sorgen der Muslime mit dem politischen Islam, aber auch der Gesellschaft mit dem Islam ernst nehmen."

Der Politikwissenschaftler Bassam Tibi warnte in seinem Gastbeitrag vor einer "Verkirchlichung" des Islam: "In Deutschland leben nicht wie angenommen vier bis fünf Millionen Muslime, sondern sieben Millionen. Würden die alle eine islamische Kirchensteuer bezahlen, wären die Islamverbände Milliardäre", so Tibi.

Diese Art von "deutschem Islam" lehne er ab: "Er wäre eine Gefahr für die Demokratie und für das friedliche Zusammenleben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in diesem Jahrhundert in Deutschland und in Europa."

Das Bundesinnenministerium will die Deutsche Islamkonferenz nach der Sommerpause neu aufstellen. Dabei sollen die deutschen Muslime einen Islam definieren, "der zu Deutschland gehört"; dies müsse ein "deutscher Islam" sein, "und zwar auf dem Boden unserer Verfassung", hieß es bei der Vorstellung der Pläne. Insbesondere wolle man den Einfluss konservativer Verbände einschränken und stärker als bisher die Interessen der in Deutschland nicht organisierten Muslime berücksichtigen. (KNA, 18.07.2018)