Musik des Frühbarock von Heinrich Schütz

"Historia der Auferstehung"

In den Gottesdiensten des Ostermontags wird im Evangelium der Bericht von der Begegnung des auferstandenen Jesus Christus mit zwei Jüngern, die sich auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus befinden, verkündet.

Die Jünger treffen den auferstandenen Jesus / © Joker Island/ wikimedia commons
Die Jünger treffen den auferstandenen Jesus / © Joker Island/ wikimedia commons

Die Emmausgeschichte hat Heinrich Schütz in seiner Auferstehungshistorie vertont. Das oratorische Werk aus dem Jahr 1623 ist deshalb Thema der Sendung am Ostermontag.

An diesem zweiten Ostertag, dem Ostermontag geht es um ein besonderes Werk aus der Zeit des Frühbarock, eine der berühmtesten Vertonungen der Ostergeschichte. Heinrich Schütz und seine Auferstehungshistorie. Der vollständige Titel dieses geistlichen Chorwerks lautet: „Historia der fröhlichen und siegreichen Auferstehung unseres einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi“.

Im Jahr 1623 wurde die Auferstehungshistorie zum ersten Mal uraufgeführt und zwar am Dresdner Hof, dessen Hofkapellmeister Schütz seit 1617 war. Die Historie ist das erste oratorische Werk des damals 38-jährigen Schütz. Entstanden ist es unter dem Eindruck einer der dunkelsten Epochen der deutschen Geschichte. Tiefe Feindschaften zwischen katholischen und protestantischen Christen und ihren Glaubensüberzeugungen führten zu einem der verheerendsten Kriege der Geschichte, zum dreißigjährigen Krieg zwischen 1618 und 1648. Die grenzenlose Brutalität, die sich auch gegen die Zivilbevölkerung richtete, stellte alle bis dahin gekannten Kriege in den Schatten. Und trotz dieser höchst schwierigen Umstände – auch das Kulturleben war im Prinzip vollständig zusammengebrochen – war die Schaffenskraft des Protestanten Heinrich Schütz ungebrochen. Er selbst schrieb davon, wie „die löbliche Music von den anhaltenden gefährlichen Kriegs-Läufften in unserm lieben Vater-Lande Teutscher Nation nicht allein in grosses Abnehmen gerathen, sondern an manchem Ort gantz niedergeleget worden.“ Viele der weltlichen Opern, die Schütz in dieser Zeit komponierte sind verloren gegangen, die Auferstehungshistorie nicht.

Der Text der Auferstehungshistorie ist einer alten Passionsharmonie entnommen, die auf Johannes Bugenhagen zurückgeht. Es ist eine Kompilation der vier Evangelientexte und zwar in ungereimter Form. Eine Besonderheit des Schütz-Werkes ist die Erzählung der am Ostermontag in den Gottesdiensten verkündeten Geschichte, wie Jesus zwei Jüngern begegnet, die auf dem Weg nach Emmaus sind. Ganz zu Beginn der Auferstehungshistorie hat Schütz einen kurzen einleitenden Choral gestellt. In einer raffinierten Dramaturgie lässt Schütz die Osterbotschaft von der Auferstehung fast schon liturgisch langsam aus dem Dunkel der Osternacht aufsteigen. Leise und vorsichtig beginnt daher zum Beispiel der erste Bericht aus dem Evangelium. Die Freude über die Nachricht verbreitet sich dann ganz ähnlich dem Bericht in den Evangelien wie ein Lauffeuer. Im Zentrum der Historie steht der Evangelist als Erzähler der Handlung und Verkünder der frohen Botschaft. Zum Beispiel in dem Moment, als die Frauen am Ostermorgen das leere Grab betreten.

Nach dem Bericht des Ostermorgens am Grab und der Erzählung der Begegnung mit den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, hat Schütz auch vertont, wie Jesus den Jüngern, besonders dem Apostel Tomas seine Wundmale zeigt und sie schließlich in die Welt schickt, seine Botschaft weiterzutragen.

(Erstsendedatum: 06.04.2015, Wiederholung 28.03.2016)


Ostern / © vladischern
Ostern / © vladischern