Museums Folkwang wird am Samstag eröffnet

Das "Wunder von Essen"

Für ihn ist es "das Wunder von Essen" und eine "in jeder Hinsicht außerordentliche Leistung". Der Direktor des Museums Folkwang, Hartwig Fischer, ist begeistert, als er am Mittwoch die neuen, frisch mit Kunst eingerichteten Räume des neuen Essener Folkwang Museums erstmals vorstellt. Am Samstag wird der Neubau offiziell eröffnet.

Autor/in:
Frank Bretschneider
 (DR)

Mit der Fertigstellung des neuen Museumstraktes feiert Essen einen weiteren Höhepunkt im gerade erst begonnenen Kulturhauptstadt-Jahr im Ruhrgebiet. Schon zum Jahresanfang war das neue Ruhrmuseum in der Kohlenwäsche auf der Zeche Zollverein eröffnet worden. Doch der 55 Millionen Euro teure Neubau des Musuems Folkwang ist eine ganze Nummer größer. Auf einer Bruttofläche von 25 000 Quadratmetern - das sind umgerechnet rund drei Fußballplätze - zeigt er moderne Kunst ab den 1950er Jahren, Plakate und Fotografien.

Das "Wunder von Essen" bezieht Fischer auf die Umstände, die das neue Museum möglich machten. Denn der Neubau wurde komplett von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung finanziert. Die Stadt Essen muss allein für die Betriebskosten aufkommen. Fischer erinnert sich noch genau daran, wie "das Wunder" begann: Am 23. August 2006 habe er einen Anruf vom Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, Berthold Beitz, erhalten - mit dem Hinweis, es könne "von Interesse sein", sich in seinem Büro einzufinden. Dort habe ihm Beitz eröffnet, die Stiftung werde die Kosten alleine tragen.

Der Bau besticht durch klare Linien
In nur zwei Jahren wurde der von dem britischen Stararchitekten David Chipperfield entworfene Bau fertiggestellt. Er besticht durch klare Linien, hohe lichtdurchflutete Räume und zentrale Sichtachsen. Wichtiges Element des Entwurfs sind Innenhöfe, die viel Tageslicht einlassen sowie ein offener Eingangshof mit Glasfassade.

Der Museumseingang sei als "großzügige, einladende Geste zur Stadt" gedacht, sagt Chipperfield. Daher sei auch der Haupteingang vom rückwärtigen Bereich des Museums direkt zu der vielbefahrenen Bismarckstraße verlegt worden. Zugleich bilde die Architektur "einen ruhigen Hintergrund für die Sammlungen. Atmosphärisch dominiert Licht und Offenheit, aber auch Konzentration".

Umsetzung von regionalen Unternehmen
Während das Architektenbüro internationale Bekanntheit genießt, setzten die Bauherren bei der Umsetzung der Entwürfe auf regionale Unternehmen. "Wir haben zu 80 Prozent mit mittelständischen Firmen aus dem Raum Essen gearbeitet", berichtet Bauherr Klaus Wolff. Das Ergebnis sei "exzellente Qualität von guten Handwerkern".

Der Neubau ersetzt den Erweiterungsbau aus dem Jahr 1983, der abgerissen worden war. Der Neubau hat nur eine Ebene, so dass alle Kunstwerke bequem erreichbar sind. Aber noch ist das Folkwang Museum nicht komplett: Der denkmalgeschützte Museums-Altbau von 1960 mit der Sammlung des 19. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne wird derzeit saniert. Die Kosten dafür belaufen sich auf weitere elf Millinen Euro. Eröffnung soll am 20. März sein. Der Altbau soll durch lichte Flure mit dem neuen Baukörper verbunden werden.