Museum zeigt süße Nachbildung des Dreikönigenschreins

Gold, Weihrauch, Myrrhe - und Schokolade

Der Dreikönigenschrein aus dem Kölner Dom zeigt sich jetzt von seiner Schokoladenseite: Von Samstag bis 6. Januar ist das mittelalterliche Kunstwerk als Nachbildung zu sehen - aus 300 Kilogramm Zartbitter-, Vollmilch- und weißer Schokolade.

Der Schokoladenschrein (KNA)
Der Schokoladenschrein / ( KNA )

"Knabbern verboten", müsste eigentlich über dieser Krippenszene stehen. Denn auch wenn die Heiligen Drei Könige dem Christkind gerade Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen, duftet es hier verführerisch nach Kakao. Kein Wunder, die Szene stammt zwar vom Dreikönigenschrein aus dem Kölner Dom, spielt sich aber auf seiner süßen Nachbildung ab, die jetzt im Schokoladenmuseum der Stadt zu sehen ist. Anlass der Ausstellung "Dreikönigenschrein in süßem Glanz - Translation in Schokolade" sind die 850-Jahrfeiern der Übertragung der Dreikönigsreliquien von Mailand nach Köln. Damit zeigt sich das mittelalterliche Kunstwerk nach jeder Menge kunsthistorischer Höhepunkte nun von seiner Schokoladenseite.

Die Berliner Künstlerin Sonja Alhäuser fertigte im Auftrag des Museums aus 300 Kilogramm Zartbitter-, Vollmilch- und weißer Schokolade eine Replik des berühmten Schreins. Neun Monate lang studierte sie intensiv das von Goldschmiedemeister Nikolaus von Verdun im 12./13. Jahrhundert geschaffene Kunstwerk, entwarf ihre eigene Interpretation der Figuren als Silikonprototypen, goss sie in Schokolade und setzte sie zu der beeindruckenden basilika-förmigen Skulptur zusammen. Von Allerheiligen (Samstag) bis Dreikönig (6. Januar) dreht sich das in Originalgröße von 1,10 Meter Breite, 1,53 Meter Höhe und 2,20 Metern Länge geschaffene Schokoladenobjekt nun auf einer Drehscheibe vor den Augen der Betrachter.

'Translatio' von Gold in Schokolade

"Wirklich toll", staunte Domdechant Robert Kleine am Mittwoch bei der Vorstellung des Objekts. Zum Jubiläumsjahr hatte der Hausherr des Doms alle Institutionen der Stadt zum Mitmachen eingeladen. "Das ist eine sehr sympathische Interpretation des Themas Übertragung - also 'Translatio': Nämlich von Gold in Schokolade." Die Kirche habe immer etwas übrig gehabt für Genuss. Auch sei zu hoffen, dass viele Museumsbesucher durch die Schokonachbildung motiviert würden, sich das Original anzusehen. Das süße Gebilde zeuge von großem Respekt der Urheberin vor dem Grundthema. Entstanden sei "kein Knusperhäuschen", sondern ein eigenes Kunstwerk, so der bekennende Schokoliebhaber Kleine. Gerade die Krippenszene, in die sich auf dem Original König Otto IV. eingeschlichen hat, nannte er besonders gelungen, weil Alhäuser sie vereinfacht und damit verdeutlicht habe.

"Es ist nicht einfach eine Kopie des Schreins, sondern eine Übertragung ins Hier und Jetzt", erläuterte die Künstlerin. "Ich habe zum Beispiel den Propheten Habakuk, der wahrscheinlich Sänger war, mit offenem Mund und einem Mikro in der Hand dargestellt", sagte die Katholikin, die aus dem Westerwald stammt und schon früh beeindruckt war vom Bildprogramm der Bibel. Die Dargestellten - bis auf Maria nur Männer - strahlen trotz ihrer Zerbrechlichkeit Kraft aus und wirken trotz des Materials keineswegs süßlich.

Anders als im Originalschrein zeigt die Nachbildung, die Alhäuser mit Unterstützung des Berliner Bildhauers Radu-Marian Bota schuf, "nur" 47 Figuren. Für die äußerst filigranen Personen, Reliefs, Säulen, Gemmen, Schmuck- und Edelsteine verwendete sie neben Schokolade Fruchtgummi, Marzipan, Zuckerstangen, Eiweißglasur und Pistazien. Da die Rohmasse von einer Schweizer Firma gesponsert wurde, hat sie deren berühmtes Männchen mit Konditorenmütze rechts neben dem segnenden Christus verewigt. Und zu seiner Linken prangt das schokoladene Abbild der Künstlerin selbst.

Sehr stolz auf die neue Attraktion zeigten sich Museums-Geschäftsführerin Gerburg Klara Imhoff und Direktorin Maria Mrachacz. Die Wahl der Künstlerin, die eine fünfstellige Summe erhalten habe, sei richtig gewesen. Ihre Arbeiten entstehen oft aus Butter, Schokolade und anderen vergänglichen Materialen, berichtete Alhäuser. "Das hat etwas fast Barockes: der Blick auf die Vergänglichkeit - auch auf die eigene." Und so geht es auch ihrem Schoko-Schrein, der wohl nur wenige Monate so ansehnlich bleiben wird. Nach der Ausstellung soll das Werk möglicherweise noch in einer Berliner Kirche zu sehen sein. Wenn es aber nach Domdechant Kleine geht, dürfen die Sternsinger nach getaner Arbeit den Schrein aufessen.


Quelle:
KNA