Muezzinruf laut Theologin keine Frage der Religionsfreiheit

"Vielmehr von symbolischem Wert"

Die Debatte um den Muezzinruf in Köln dreht sich nach Ansicht der Theologin Anja Middelbeck-Varwick nicht um rechtliche Fragen. Es gehe vielmehr darum, "welche Rolle die Religion einer Minderheit in der Öffentlichkeit einnehmen darf."

Muezzin Mustafa Kader, Imam der Moschee, ruft in der Zentralmoschee der DITIB Muslime zum Gebet / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Muezzin Mustafa Kader, Imam der Moschee, ruft in der Zentralmoschee der DITIB Muslime zum Gebet / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Das sagte sie am Montag bei einer Online-Konferenz zu Populismus und Religionsfreiheit. In Deutschland habe der Islam eine besonders schwierige Position. "Der Muezzinruf ist hierbei für Muslime vermutlich gar nicht von entscheidender Bedeutung, sondern vielmehr von symbolischem Wert."

Gleichberechtigung noch nicht erreicht

Die Gleichberechtigung von Musliminnen und Muslimen sei in Deutschland noch keinesfalls erreicht, so die an der Goethe-Universität Frankfurt lehrende katholische Professorin. Vor allem Hürden der Alltagsdiskriminierung müssten überwunden werden - dies fange bei Fragen des islamischen Religionsunterrichts an und gehe hin bis zu Chancen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Die Lösungen dieser Probleme seien "weitaus gewichtiger" als Debatten um den Muezzinruf.

Muezzinruf

In der islamischen Welt zeigt der Ruf des Muezzins die Zeit zum Gebet an. Dabei steht der Rufer traditionell auf einem Minarett, also einem hohen Turm an einer Moschee. Der Koran schreibt fünf tägliche Gebete vor, die im Morgengrauen, am Mittag, Nachmittag, Abend und nach Einbruch der Nacht in Richtung Mekka verrichtet werden. Das islamische Ritualgebet (arabisch: salat) ist nach dem Glaubensbekenntnis die wichtigste "Säule des Islam".

Halbmond auf der Spitze eines Minarettes der Kölner Zentralmoschee der Ditib / © Oliver Berg (dpa)
Halbmond auf der Spitze eines Minarettes der Kölner Zentralmoschee der Ditib / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA