Münsters Weihbischof Josef Voß mit 72 Jahren gestorben

Seelsorger mit Steherqualitäten

Josef Voß, Weihbischof für das Bistum Münster und Migrationsexperte der Deutschen Bischofskonferenz, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 72 Jahren nach langer Krankheit, wie die Diözese bekanntgab. Voß war 21 Jahre Weihbischof. Seelsorglich war er für die Region Coesfeld-Recklinghausen mit rund 425.000 Katholiken zuständig. Ein Nachruf.

Autor/in:
Johannes Schönwälder
Weihibschof Josef Voß (KNA)
Weihibschof Josef Voß / ( KNA )

Die Liebe zu den Menschen war es, die den münsterischen Weihbischof Josef Voß zeit seines Priesterlebens angetrieben hat. «Die Menschen sind mir das Wichtigste», bekannte er immer wieder. Seine Sorge galt dabei zum einen den rund 425.000 Katholiken der Region Coesfeld-Recklinghausen im Bistum Münster, für die er als Regionalbischof zuständig war. Zum anderen stand er als Vorsitzender der Caritaskommission und später der Migrantionskommission der Deutschen Bischofskonferenz an der Seite der sozial Schwachen und Benachteiligten. Am Mittwoch ist Josef Voß im Alter von 72 Jahren in Münster gestorben.

Der am 9. März 1937 in Langenberg-Benteler im Kreis Gütersloh geborene Voß erhielt 1964 in Rom die Priesterweihe. 1968 wurde er Kaplan in Steinfurt-Borghorst, zwei Jahre später Direktor des Münsteraner Priesterseminars Borromaeum. Zwischen 1981 und 2001 leitete er den Katholischen Krankenhausverband Deutschland. 1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof. Seelsorglich war er für den Bereich Coesfeld-Recklinghausen zuständig. Von 1992 bis 1996 stand er der Caritas-Kommission der Bischofskonferenz vor.

Auch "Illegale" sind Menschen
Bundesweit bekannt wurde Voß, nachdem er 1997 die Leitung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz übernahm.
Maßgeblich war er an der Formulierung des «Gemeinsamen Wortes der Kirchen zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht» beteiligt. Darin warfen die Kirchen der Politik vor, nicht rechtzeitig auf die Herausforderungen der Wanderungsbewegungen reagiert zu haben. Eine Reform des Einbürgerungs- und des Staatsangehörigkeitsrechts sei «längst überfällig». Voß setzte sich für verlässliche Zuwanderungsregeln, die Integration der Ausländer und für ein Recht von Muslimen auf schulischen Religionsunterricht ein.

«Es geht vornehmlich darum, wie Ausländer vor allem der zweiten und dritten Generation, die hier geboren sind, die zu uns gehören und bei uns Heimat haben, mit Rechten und Pflichten unser politisches Leben mitgestalten können und zugleich ihre Kultur und Identität bewahren können», so Voß. Noch etwas war ihm in diesem Zusammenhang wichtig: «Illegal in Deutschland lebende Ausländer haben Menschenrechte und ein Recht auf Seelsorge», betonte er immer wieder.


Leitspruch: Deus caritas est
Antrieb für Voß war die Liebe Gottes zu den Menschen, die er weitergeben wollte. Sein Wahlspruch lautete wie die erste von Papst Benedikt XVI. 2006 veröffentlichte Enzyklika «Deus caritas est» (Gott ist Liebe). Voß damals: «Dass der Papst mir das nachtun würde, damit hätte ich nicht gerechnet.»

Nicht nur als Gesprächspartner der Politiker war Voß geachtet, er verstand sich auch auf Bodenständiges. So erhielt er 2008 das «Goldene Karussellpferd» des Deutschen Schaustellerbundes für seine Verdienste um die Branche. In seiner Region Coesfeld-Recklinghausen hatte er es zum einem mit eher verhaltenen, bäuerlichen Münsterländern sowie mit durch den Bergbau geprägten Arbeitern aus dem Ruhrgebiet zu tun, die ihr Herz auf der Zunge tragen.

Hohe Frustrationstoleranz
Voß versehe «seinen Dienst mit Hingabe und mit dem Schwung des Herzens», lobte ihn der damalige münsterische Bischof Reinhard Lettmann zum 70. Geburtstag. Andere, wie der Bereichsleiter Weltkirche und Migration der Deutschen Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, bescheinigten ihm eine «hohe Frustrationstoleranz» und «ausgeprägte Nehmer- und Steherqualitäten».

Sein großes Arbeitspensum war bekannt. Der Coesfelder Kreisdechant Johann-Theodor Hülper formulierte es auf dem Geburtstagsempfang so: «Lieber Gott, schenke Josef ein Fahrrad, von dem man nicht fallen kann. Bewahre ihn vor Melancholie, wenn er an einem Sonntag nicht drei Mal firmen darf. Gib, dass er mit gleicher Liebe wie für die Migranten und Armen sich selber liebt. Lass jeden vierten Termin ausfallen und gib ihm die Gnade, das zu genießen.»