Motorradverein trifft sich am Wochenende in Köln

Biker vor dem Dom

Sommerliche Temperaturen gibt es an diesem Wochenende: Traumhafte Bedingungen für Motorradfahrer. In Köln treffen sich über 700 Biker bei der "European Convention 2019" - und sogar Kardinal Woelki hat bei der Veranstaltung eine Aufgabe.

Einfahrt der Motorräder auf dem Roncalliplatz vor dem Dom / © Viola Kick (DR)
Einfahrt der Motorräder auf dem Roncalliplatz vor dem Dom / © Viola Kick ( DR )

DOMRADIO.DE: Wer sind die Blue Knights?

Klaus Rech (Präsident der Blue Knights Köln): Wir sind 1974 in Amerika an der Ostküste gegründet worden. Damals wollten sich ein paar Kollegen zusammenschließen, die Motorrad fahren. Sie konnten aber aus den historisch negativen Gründen - heute wären die Stichworte Hells Angels und Bandidos - in den existierenden Vereinen oder Clubs nicht unterkommen. Das wäre mit der Polizei nicht vereinbar gewesen. Und dann haben die Kollegen einen eigenen Verein gegründet. Und weil die Uniformen der Amerikaner blau sind, haben sie sich Blue Knights genannt. "Serve and Protect", also "Dienen und Schützen", hat sich auch in der Satzung niedergeschlagen. Das heißt, der Verein ist nicht nur dahingehend sozial, dass die Lebensgefährten beitragsfreie Mitglieder sind, sondern weltweit sind die Vereine gemeinnützig ausgerichtet - nicht unbedingt steuerrechtlich, aber satzungsgemäß. Und das ist bindend.

Dann hat sich der Verein über die Bundesstaaten der USA und darüber hinaus Kanada und Australien verbreitet und 1989 ist das Ganze dann rübergeschwappt nach Europa, genauer gesagt nach Deutschland. Ich bin damals einer der Gründungsmitglieder von Germany 1 gewesen, das war in Bonn. Wir selber, die Kölner, haben uns 1994 gegründet und feiern somit unseren 25- jährigen Geburtstag dieses Jahr. Wir richten zu diesem Anlass die sogenannte European Convention aus. Wir mussten uns dafür bewerben und haben jetzt rund 750 Gäste aus dem europäischen Ausland, Kanada und den USA hier bei uns. Für mich ganz bemerkenswert ist: Wir haben eine Gruppe von über 20 Kollegen, die aus Rumänien angereist sind.

DOMDRADIO.DE: Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat ihre Motorräder auf dem Roncalliplatz gesegnet. Wie wichtig ist Ihnen diese Geste?

Rech: Diese Geste ist uns sehr wichtig. Wir lieben unsere Stadt, haben nach Köln eingeladen. Großer Bestandteil ist der Dom als Weltkulturerbe. Auch wenn der Glaube nicht in unserer Satzung festgeschrieben ist, ist er schon ein großer Bestandteil bei unseren Mitgliedern und für unsere Leute ist es sehr wichtig und ein gutes Zeichen, dass der Kardinal diese Weihe vornimmt.

DOMDRADIO.DE: Auch NRW-Innenminister Herbert Reul ist bei Ihrem Treffen dabei. Welche Rolle hat er?

Rech: Herr Reul ist als unser oberster Landesherr dabei - wir sind ja alles Polizisten beziehungsweise, wenn man es international sieht, Beamte und Staatsdiener, die das Recht der Festnahme haben. Die Definiition liegt daran, dass gerade in Amerika Polizei andere Strukturen hat als hier und nicht immer übersetzbar ist. Unser Landes-Innenminister als oberster Dienstherr ist gefragt worden, ob er bereit ist, diese große Veranstaltung als Schirmherr zu übernehmen und auch den Kollegen die Bedeutung zu zeigen, die das Ganze hat: Dass wir nämlich aus ganz Europa zusammenkommen.

DOMDRADIO.DE: Bei Motorradclubs gibt es ja auch immer wieder Vorurteile. Werden Sie damit auch konfrontiert und was sagen Sie da?

Rech: In den Anfängen von 1989 an muss ich sagen, war es sehr häufig. Wir tragen auch Lederwesten, die sogenannten Kutten, und haben auf dem Rücken dreiteilige Aufnäher, die den Verein, das internationale Logo und auch die Zugehörigkeit zum Land bezeichnen. Das impliziert bei den Menschen erst einmal Das sind Rocker. Den Worten nach ist das sogar richtig, weil diese dreigeteilten Farben auf dem Rücken Back Rockers genannt werden und daher kommt der Begriff Rocker. Der Begriff an sich ist erst einmal keine Beschreibung, wie sich die Menschen in dieser Weste verhalten.

Es gibt den Begriff der 99-Perdenter und der 1-Percenter. Den gibt es seit den siebziger, achtziger Jahren. Damit wollen sich die Clubs, die negativ auffallen, gegenüber den normalen Motorradfahrern abgrenzen, gegenüber den 99 Prozent. Das sind die Menschen, die Spaß am Motorradfahren haben, und darüber hinaus die Menschen, die sich in Vereinen wie unseren engagieren und auch noch Gutes tun zu wollen. Und das sage ich auch den Menschen und dann werden die Vorurteile auch weniger. Und ich lege Wert darauf, wenn ich mich vorstelle, dass ich nicht nur Motorradverein, sondern Polizei-Motorradverein sage. Denn der Begriff Polizei nimmt auch schon mal die Sorgen weg, weil Polizei ja immer noch positiv besetzt ist.

Das Interview führte Julia Reck.


Blue-Knights-Präsident Rech im Gespräch mit Kardinal Woelki und Innenminister Reul / © Viola Kick (DR)
Blue-Knights-Präsident Rech im Gespräch mit Kardinal Woelki und Innenminister Reul / © Viola Kick ( DR )

Motorräder auf dem Kölner Roncalliplatz / © Viola Kick (DR)
Motorräder auf dem Kölner Roncalliplatz / © Viola Kick ( DR )

Kardinal Woelki und Innenminister Reul beim Motorrad-Treffen / © Viola Kick (DR)
Kardinal Woelki und Innenminister Reul beim Motorrad-Treffen / © Viola Kick ( DR )

Hunderte Motorradfahrer beim Treffen in Köln / © Viola Kick (DR)
Hunderte Motorradfahrer beim Treffen in Köln / © Viola Kick ( DR )
Quelle:
DR