Morgenimpuls von Schwester Katharina

Über das nachsynodale Schreiben

Der heutige Hymnus aus den Laudes bringt Schwester Katharina Hartleib ins Grübeln. Für sie 

Papst Franziskus hat ein Schreiben zur Amazonassynode verfasst / © Asatur Yesayants (shutterstock)
Papst Franziskus hat ein Schreiben zur Amazonassynode verfasst / © Asatur Yesayants ( shutterstock )

Haben Sie das nachsynodale Schreiben des Papstes gelesen, das am vergangenen Mittwoch veröffentlicht worden ist? Ich denke, die meisten von Ihnen haben es nicht gelesen. Aber sie haben gehört und gelesen, was in Presse, Funk, Fernsehen darüber gesagt und geurteilt worden ist. Es ging um die Seelsorge und Ökologie in Amazonien, um die schwierige Situation der Katholiken dort, um den eklatanten Priestermangel und Ideen, wie man sie beheben kann. Es ging um die Wertschätzung der indigenen Kultur und das Engagement der Vielen, um das Evangelium dort unter den schwierigen Bedingungen zu verkünden.

Hier bei uns in Deutschland kommt dabei aber an: Es wird keine "viri probati", keine Weihe verdienter verheirateter Männer zu Priestern geben. Das zölibatäre Leben der Priester wird nicht aufgehoben, Weiheämter für Frauen wird es nicht geben. Der Papst hat sich nicht getraut, einen so großen Schritt zu wagen – noch nicht. Viele sind zutiefst enttäuscht, weil sie viel erwartet haben. Viele sind froh, dass es keine Änderungen gibt. Und viele haben nichts erwartet und sehen kleine Lichtblicke in dem Schreiben und arbeiten weiter wie bisher in den Kirchen und Gemeinden, in Seelsorge und Caritas.

Wenn eine Sprecherin von Maria 2.0 sagt, dass sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, irritiert mich das. Wenn ein Pfarrer aus dem Ruhrgebiet sagt, dass jetzt eigentlich alle Frauen aus der Kirche austreten müssten, irritiert mich das auch. Ich bin enttäuscht, aber ich bin nicht wegen päpstlicher Schreiben in der Kirche, sondern weil ich getauft bin und mein Leben Christus anvertraut habe. Christus bleibt derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Und wenn seine Kirche sich nicht traut, andere und neue Wege zu gehen, ist das traurig. Aber er, Christus, bleibt doch ihr Gründer, ihr Mittelpunkt und ihr Ziel.


Quelle:
DR