Morgenimpuls von Schwester Katharina

Gott geht alle Wege mit!

Schwester Katharina denkt an Ereignisse zurück, die sie sehr beschäftigen. Zum einen die Erstürmung des Kapitols und zum anderen der gestrige Tod ihrer Mitschwester. Ihr wird klar, egal welchen Weg wir bestreiten, Gott begleitet uns.

Gott geht alle Wege mit! / © Fotokon (shutterstock)

Ich habe heute früh noch zwei Dinge im Hinterkopf, die mich die Tage sehr beschäftigt haben. Da war zum einen der Jahrestag dieses unsäglichen Sturms der Trump-Anhänger auf das Kapitol. Mir ist bei diesen Szenen, die noch mal gezeigt worden sind, bewusst geworden, was es für Auswirkungen haben kann, wenn ein einzelner Mensch immer wieder Gesetze und Regeln und Normen nicht anerkennt und seine Anhänger einschwört, das auch nicht zu tun. Am Ende gibt es Tote und Verletzte und ein Land steht unter Schock Schund fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Ich finde, hier wurde sehr schnell deutlich, wohin es führen kann, wenn das Böse verharmlost wird und als Spinnerei abgetan wird.

Das andere, das mir noch viel mehr in Gedanken und Herzen geblieben ist, ist die gestrige Beerdigung einer unserer Mitschwestern. Sie ist mit 24 Jahren in die Ordensgemeinschaft eingetreten und jetzt mit fast 90 Jahren gestorben. Sie hat ihr ganzes berufsaktives Leben als Krankenschwester in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet und all ihre fachlichen Fähigkeiten, aber auch ihr Verständnis für Menschen in der Pflege und Betreuung der Kranken, der Anleitung der Mitarbeiter, der Begleitung der Angehörigen und dem Trost der Sterbenden gewidmet.

In der Kapelle, in der das Requiem gefeiert wurde, waren nach alter franziskanischer Tradition Krippe, Altar und Kreuz auf einer Linie angelegt. Die Krippe vor dem Altar und dahinter das große Kreuz. Einen Beerdigungsgottesdienst vor einer schönen Krippe zu feiern, wo auch drei prächtig gekleidete Sterndeuter zu sehen sind, hatte etwas sehr Berührendes. Das Kind in der Krippe ist nicht nur lieblich und freundlich und herzig. Es ist auch das Versprechen dieses Gottes: Ich gehe alle eure Wege mit. Die Wege derer, die sich und ihr Leben ihm weihen. Die Wege derer, denen das völlig egal ist, und auch die Wege derer, die zwar sein Wort im Mund führen und sich mit der Bibel in der Hand fotografieren lassen, denen Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Respekt und Liebe aber völlig unwichtig sind.

Das ist das große Wagnis dieses Gottes. Er hat uns die Freiheit der Kinder Gottes gegeben und die Zusage, bei uns zu bleiben in allen unseren Haupt- und Neben- und Irrwegen. So ist es auch in der Überschrift über dem toten Brief unserer Mitschwester aus dem Johannesbrief zu lesen. Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.

 

Quelle:
DR