Morgenimpuls von Schwester Katharina

Wenn ich mich von Menschen herausfordern lasse

Drei Wochen lang war eine Schülerpratikantin im Konvent in Olpe. Dabei hat Schwester Katharina festgestellt, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, anderen die eigenen Lebensumstände und Regeln nahe zu bringen. Aber auch wenn das an den Nerven zerrt – es bringt einen doch immer weiter.

Ein Mädchen liegt auf dem Bett und ist mit ihrem Smartphone beschäftigt. / © Brocreative (shutterstock)
Ein Mädchen liegt auf dem Bett und ist mit ihrem Smartphone beschäftigt. / © Brocreative ( shutterstock )

Was ist für Sie eine Herausforderung? Für viele ist es so ein Montag wie heute. Nach einem sonnig schönen Wochenende wieder zur Arbeit fahren, vielleicht durch den Lokführerstreik auch noch an der Anfahrt gehindert, im Auto im Stau auf der Autobahn oder durch ein Kind, das in Quarantäne bleiben muss, ganz und gar aus dem Alltag geworfen.

Wir hatten im Konvent jetzt 15 Tage lang eine Herausforderung. Eigentlich war es der Titel einer Schulaktion eines Gymnasiums. Alle Schüler, die in die neunte Klasse kommen, hatten sich vor Beginn der Ferien eine Herausforderung gesucht, die sie vom ersten Schultag an bis zum Ende der dritten Woche beschäftigen sollte. Da gab es also ganz verschiedene Ideen. Eine Radtour zu viert, nur mit Zelt und begrenztem Budget. Ein Praktikum in einem fremden Ort mit ganz fremden Menschen. Oder wie in unserem Fall ein evangelisches Mädchen, das sich für diese Herausforderung ein katholisches Kloster ausgesucht hat.

Und für sie war alles ganz toll. Die gemeinsamen Gebetszeiten mit den fremden Psalmen, die Eucharistiefeiern im Mutterhaus, der Sonntagsgottesdienst in einer ihr fremden evangelischen Gemeinde, die gemeinsamen Mahlzeiten und das immer frisch gekochte Mittagessen. Die Mitarbeit in einer unserer Einrichtungen, die freie Zeit am Nachmittag. Die Herausforderung lag eigentlich bei uns Schwestern. Ein Mädchen, das niemals pünktlich kam, immer und immer und immer zu spät war. Die sehr langsam in allem war und keine Arbeit gesehen hat. Die, wenn sie mit dem Essen fertig war, aufgestanden ist, ihren Teller in die Küche gebracht hat und freundlich ihrer Wege gegangen ist. Ein Mädel, das sich als komplett hobbyfrei vorgestellt hat, und, wenn wir es nicht ab 21 Uhr freundlich unterbunden hätten, 12 Stunden am Tag am Handy gedaddelt hätte und so weiter.

Wir mussten sofort ein bißchen nachdenken. Wollen oder müssen wir sie in den knapp drei Wochen erziehen? Müssen wir ihr eigentlich klarmachen, was sie sich da ausgesucht hat und welch strenge Regeln hier gelten? Wir haben uns dann für einen freundlichen Kompromiss entschieden, einen schriftlichen Plan gemacht mit allen Zeiten und Orten, zu jedem Zeitpunkt aber ein freundliches die-Treppe-Heraufrufen und Einladen, ein Lächeln oder ein herzliches Lachen über all die kleinen und großen Missgeschicke.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle, die Schülerin und wir Schwestern, diese Herausforderung ganz gut gemeistert haben. Heraus aus dem Normalen, heraus aus den festen Ordnungen, die jetzt immer erklärt werden mussten. Heraus aus den häuslichen Gegebenheiten und den elterlichen Vorsorgungen. Heraus aus dem "Wir machen das aber immer so". Es war spannend und munter machend und auch ein bisschen nervig. Aber so ist das eben, wenn ich mich von Menschen herausfordern lasse.


Quelle:
DR