Morgenimpuls von Schwester Katharina

Der Sieg liegt nicht in der Klinge, sondern in den Brücken, die wir bauen

Bei der Vereidigung von US-Präsident Joe Biden las die 23-jährige Dichterin Amanda Gorman ein Gedicht vor. Schwester Katharina ist ganz entzückt von den weisen Worten der jungen Dichterin, die sie sehr inspiriert haben.

Symbolbild Hoffnung, Segen / © Love You Stock (shutterstock)
Symbolbild Hoffnung, Segen / © Love You Stock ( shutterstock )

Haben Sie vielleicht die Inauguration, die Einsetzung und Vereidigung des amerikanischen Präsidenten angeschaut? Vielleicht den Ausschnitt später oder in den Nachrichten oder Brennpunkten? Es gilt nicht für umsonst als das Hochamt der amerikanischen Demokratie, dieser Einzug, die Wechsel von Musik, Texten und bedeutungsvollen Symbolen, dem Eid mit der Hand auf der Bibel und die Hymne gesungen von Lady Gaga.

Aber still und ehrfürchtig, lauschend und überrascht und verwundert und erfreut war das Rund der Gäste erst bei Amanda Gorman, eine junge Dichterin, die eingeladen war, zu diesem staatstragenden Akt einen Text zu lesen. Aber es war völlig anders. Sie hat, aus der Not kommend, im Angesicht der letzten vier Jahre, ihrem Land neue Hoffnung gegeben. Wenn Sie können, lesen Sie mal in Ruhe den ganzen Text. Ich lese Ihnen einige Zeilen daraus, die mich erstaunen und erfreuen.

Sie sagt zum Beispiel "Wenn der Tag kommt, fragen wir uns, wo können wir Licht finden in diesem nicht enden wollenden Schatten? Wir durchwaten den Verlust, den wir mit uns tragen. Wir haben dem Bauch der Bestie getrotzt. Wir haben gelernt, dass Ruhe nicht immer Frieden bedeutet. In den Normen und Vorstellungen von dem, was richtig sei, ist Gerechtigkeit nicht immer zu finden. Doch in uns brach die Morgendämmerung an, bevor wir es merkten. Irgendwie haben wir es geschafft. Irgendwie haben wir eine Nation erlebt, die nicht zerbrochen ist. Sie ist nur noch nicht fertig".

Und einen Abschnitt weiter sagt sie: "Wir schauen nicht auf das, was zwischen uns steht. Wir schauen auf das, was vor uns steht. Wir schließen die Kluft, weil wir die Zukunft an die erste Stelle setzen und die Unterschiede hinter uns lassen. Wir strecken die Waffen, so können wir uns umarmen, niemandem schaden und den Einklang mit allen. Das möchten wir."

Und mittendrin im Text sagt sie noch: "Die Bibel sagt, dass wir davon träumen dürfen, dass jeder unter seinem eigenen Weinstock und unter seinem Feigenbaum sitzen wird und niemand mehr Angst und Schrecken verbreitet. Wenn wir es heute begreifen, dann wird dieser Sieg nicht in der Klinge liegen, sondern in den Brücken, die wir bauen. Das ist ein Versprechen, das wir einlösen müssen. Das ist der Hügel, den wir erklimmen."

Ich gebe zu gern zu, dass ich entzückt und begeistert bin von dieser jungen Frau und ihren so treffenden Worten, von diesen Hoffnungsworten, die sie in die Zukunft gesetzt hat.


Quelle:
DR