Monti macht Antrittsbesuch beim Papst im Vatikan

Treffen der Professoren

Die Begegnung war freundlich herzlich - und bis in kleinste Detail geplant. Zwei Monate nach seinem Amtsantritt stattete Italiens Regierungschef Mario Monti am Samstag dem Papst im Vatikan seinen Antrittsbesuch ab. Ein Besuch, von dem er und seine "Übergangsregierung" aus parteilosen Experten sich moralische Unterstützung für ihre schwierige Arbeit in schwieriger Lage erhoffen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

An positiven Signalen aus dem Vatikan und an freundlichen Gesten der neuen italienischen Regierung hatte es in den vergangenen Wochen nicht gefehlt. Zwei Tage nach seiner Vereidigung kam Monti Mitte November zum Flughafen Ciampino, um den Papst zu seiner Afrika-Reise zu verabschieden - und um sich mit ihm zwischen Hubschrauber und Gangway drei Minuten auszutauschen. Der Vatikan signalisierte seinerseits mehrfach Anerkennung und Respekt für die Maßnahmen der Technokraten-Regierung und ihren mutigen und entschiedenen Sparkurs.



Wie das Treffen zweier Professoren wirkte nun die Papstaudienz für Monti. Anders als sein Vorgänger Silvio Berlusconi verzichtete der Wirtschaftswissenschaftler auf eine tiefe Verbeugung und Handkuss. Ein leichtes Kopfnicken und ein freundliches Lächeln, als Benedikt XVI. ihm aus seiner Privatbibliothek entgegenkam. Monti ist Katholik und macht auch aus seinem regelmäßigen Kirchenbesuch keinen Hehl. Aber er trennt persönliche Glaubenspraxis strikt vom politischen Amt - im Sinne einer "gesunden Laizität", wie sie der Papst anmahnt.



Schon bei der Begrüßung erkundigte sich Benedikt XVI. nach Montis jüngstem Besuch in Deutschland, mit dem er um Unterstützung und Anerkennung für seinen strikten Sparkurs geworben hatte. "Sie haben gut angefangen, aber es ist eine schwierige Situation, fast unlösbar", sagte er dem Gast. Und der meinte, es sei wichtig gewesen, "am Anfang ein Zeichen einer gewissen Entschlossenheit zu geben".



In dem 25 Minuten dauernden Vier-Augen-Gespräch ging es dem Vatikan zufolge um die "soziale Situation Italiens und das entsprechende Vorgehen der Regierung". Weitere Themen seien der Beitrag der katholischen Kirche zum Leben des Landes, die aktuelle Lage International, in Europa und im Mittelmeerraum sowie der Schutz verfolgter christlicher Minderheiten in einigen Weltregionen gewesen. Beide Seiten hätten "den Wunsch nach Fortsetzung der konstruktiven Zusammenarbeit" geäußert.



Streit um die Immobiliensteuer für Kirchengebäude

Im Mittelpunkt des Treffens standen somit die großen aktuellen Themen, die Wirtschafts- und Finanzkrise Italiens und Europas - und damit verbunden auch die Rolle und Identität der EU, in der sich Italien mitunter an den Rand gedrängt fühlt. Monti dürfte dem Papst erläutert haben, welche Opfer er mit seinem Sparkurs seinen Landsleuten abverlangt - und dass er erwartet, mit diesem Bemühen von seinen EU-Partnern ernstgenommen zu werden. Ob neben diesen großen Linien auch Detailfragen zur Sprache kamen, etwa der Streit um die Immobiliensteuer ICI für Kirchengebäude, ist fraglich. Dieses emotional belastete Thema der vergangenen Wochen war zuletzt bereits auf Arbeitsebene von der Italienischen Bischofskonferenz und den zuständigen Ministerien diskutiert worden.  



Auch der weltweite Schutz religiöser Minderheiten, vor allem von Christen, dürfte beim Gespräch der beiden Professoren eine Rolle gespielt haben. Die Kirche erwartet von Italien auch weiterhin politische und diplomatische Unterstützung in Regionen und Situationen, wo Christen etwa in islamischem, in hinduistischem oder atheistischen Umfeld Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt sind.



Mit seinem Besuch beim Papst hat Monti offiziell den Kontakt zum Vatikan hergestellt. Zwar unterhielt er bereits direkte Verbindungen zu Kirchenführern wie dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz; und auch in seiner Regierung hat er mehrere "politische Katholiken", etwa den Gründer der Gemeinschaft Sant"Egidio, Andrea Riccardi, als Integrationsminister. Nun hat der Ministerpräsident aber auch den direkten Draht zum Kirchenoberhaupt - und zu dessen immer mächtiger werdendem Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.