Mitarbeiter und Minister begleiten den Berliner Erzbischof Woelki

Mit der "Kardinalsfamilie" nach Rom

Eine Woche vor der Erhebung des Berliner Erzbischofs Rainer Maria Woelki zum Kardinal laufen die Vorbereitungen in seiner Umgebung auf Hochtouren. Zum Konsistorium und den anschließenden Empfängen und Gottesdiensten begleitet ihn seine "Kardinalsfamilie", zu der nicht nur die Verwandten gehören.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Wie die 21 weiteren Kandidaten soll Woelki die feierliche Zeremonie am Samstag (18. Februar) im Petersdom in vertrauter Begleitung erleben. Der ungewöhnliche Begriff der "Kardinalsfamilie" hat nur bedingt etwas mit verwandtschaftlichen Beziehungen zu tun. Er bezeichnet lediglich die Gruppe von Personen, die einen Geistlichen zur Kardinalserhebung nach Rom begleitet. Der jeweilige Kandidat entscheidet über Größe und Zusammensetzung. Zumeist gehören der Kardinalsfamilie neben Verwandten und Vertretern gesellschaftlicher und politischer Gruppen auch enge persönliche Mitarbeiter und Freunde an: vom Generalvikar bis zum Chauffeur, von der Haushälterin bis zur Sekretärin.



Die historischen Hintergründe des relativ jungen Brauchs sind weitgehend unklar. Er weist Ähnlichkeiten zur "Päpstlichen Familie" auf, der - nach dem Modell des früheren "Hofstaates" oder "Gefolges" - wichtige Persönlichkeiten aus der Umgebung des Kirchenoberhauptes angehören.



Über die genaue Zusammensetzung von Woelkis Kardinalsfamilie hält sich das Erzbistum bislang bedeckt. Nach Angaben von Bistumssprecher Stefan Förner wird sie "mindestens 50" Mitglieder umfassen. Bekannt ist bereits, dass Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), die Brandenburger Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) und Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) nach Rom fliegen. Sie vertreten die Bundesländer, auf deren Territorium sich das Erzbistum Berlin befindet. Für die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wohnt Bischof Markus Dröge den Feierlichkeiten bei.



Auch der Schneider kommt

Im Vergleich mit früheren Ernennungen deutscher Kardinäle fällt die Begleitung Woelkis allerdings relativ klein aus. So machten sich für den Münchner Erzbischof Reinhard Marx im November 2010 mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auch zahlreiche Mitglieder aus dessen Kabinett auf den Weg. Als der Mainzer Bischof Karl Lehmann vor elf Jahren zum Kardinal kreiert wurde, war durch den damaligen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Innenminister Otto Schily (SPD) sogar die Bundesregierung vertreten. Allerdings war Lehmann damals Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, als er die lange erwartete Ehrung erhielt.



Auch die Pilgerscharen dürften weitaus bescheidener ausfallen. Vor eineinhalb Jahren reisten außer den offiziellen Delegationen noch mehr als 1.500 Bayern und Westfalen an, um die Aufnahme von Marx in den päpstlichen Senat zu feiern. Für Woelkis Feier sind bislang keine Sonderzüge gechartert worden. Wie viele Menschen aus Berlin und seiner alten Kölner Heimat anreisen, bleibt abzuwarten.



Unter ihnen ist jedenfalls der Kölner Paramentenschneider Thomas Schmitt, der Woelkis rotes Kardinalsgewand anfertigte. Er will dem früheren Kölner Weihbischof damit zeigen, dass dieser Auftrag für ihn "mehr als bloß das Geschäftliche" war. Zusammen wollen dann alle Begleiter Woelkis im Petersdom dabei sein, wenn Papst Benedikt XVI. ihm das traditionelle purpurne Kardinalsbirett sowie die Ernennungsurkunde überreicht und den 55-Jährigen zum derzeit jüngsten Kardinal der Weltkirche macht.