Theologe schreibt Buch zu schlechtem Benehmen in Kirchen

Mit "Bello" zur Predigt?

Schlechtes Benehmen in der Kirche hat Tradition. Zu diesem Schluss kommt der Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs. Er hat zu diesem Thema ein Buch geschrieben. Der "Sündenkatalog" ist in seinen Augen doch recht umfangreich.

Eine Frau trägt ihren Hund in einer Kirche (Archiv) / © Guillaume Poli (KNA)
Eine Frau trägt ihren Hund in einer Kirche (Archiv) / © Guillaume Poli ( KNA )

"Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche" lautet der Titel des Buches, wie die Universität Würzburg mitteilte. Dort ist Fuchs außerplanmäßiger Professor. Das Sündenregister: Zu spätes Kommen und vorzeitiges Gehen, lautes Schwätzen und Stören, Schlafen während der Predigt, Rauchen, Tabak schnupfen, Essen und Trinken, das Mitbringen von Tieren.

Früher gab es "Hundepeitscher"

"Manches, was früher üblich war, ist heute nicht mehr zu erleben, wie beispielsweise Kirchgänger, die Tabak kauen und ausspucken", erklärt Fuchs. "Umgekehrt wäre früher manches, was heute zu erleben ist, nicht möglich gewesen - wie etwa manche Erscheinungen allzu freizügiger Kleidung."

Toleriert worden sei das Verhalten nie. Früher habe es eigene Dienste gegeben, die nicht nur ermahnt, sondern durchgegriffen hätten. Der "Hundepeitscher" vertrieb die Tiere, der "Steckelesmeister" sorgte bei Kindern nachdrücklich für Ordnung, wie der Liturgiewissenschaftler berichtet.

Dass sich die Situation mittlerweile verbessert habe, liege auch an den Rahmenbedingungen, konstatiert Fuchs weiter. "Viele Faktoren, die früher ein schlechtes Benehmen förderten, wie etwa eine nicht oder nur schwer verständliche Sprache, die Ausrichtung des Gottesdienstes weg von der Gemeinde, Dunkelheit oder ungeeignete Räume, spielen keine Rolle mehr."

Kaum mehr Sozialkontrolle

Ein weiterer wichtiger Grund sei die Tatsache, dass die Menschen heute aus eigenem Drang zur Kirche gingen und es eine Sozialkontrolle kaum mehr gebe.

Dies habe aber auch negative Auswirkungen, sagt Fuchs. Kirchen seien für viele Menschen weniger eine Stätte des Glaubens als vielmehr der Kultur. So heiße es in einer Schrift der deutschen Bischöfe: "Kirchenräume werden nicht mehr erfahren als Orte der göttlichen Gegenwart, die ein entsprechendes Handeln und Verhalten der Menschen einfordert."

Zudem präge die Liturgie kaum noch den Alltag der Menschen. Da nutzten dann auch saloppe Sprache und neuartige Formen wenig - das führt oft nur zur Banalität, findet der Wissenschaftler:

"Wo das Außergewöhnliche gewöhnlich wird, geht auch das Gespür für das Heilige verloren."


Symbolbild Müll in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Müll in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )

Junge Frau mit Handy in der Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Junge Frau mit Handy in der Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

Kaugummi unter einer Kirchenbank im Dom zu Speyer / © Andreas Arnold (dpa)
Kaugummi unter einer Kirchenbank im Dom zu Speyer / © Andreas Arnold ( dpa )
Quelle:
KNA