Missio zum Tag des Kindersoldaten

Frieden finden

Anlässlich des Weltkindertages hat das katholische Hilfswerk missio im domradio zur Demobilisierung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten aufgerufen. Weltweit werden über 250.000 Kinder und Jugendliche als Soldaten eingesetzt. Fast jedes Zweite ist ein Mädchen. So wie China Keitetsi aus Uganda, die ihre Erfahrungen in dem Buch "Tränen zwischen Himmel und Erde" beschrieben hat.

 (DR)

Die meisten Kindersoldaten gibt es auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in Asien, im Nahen Osten und in Bürgerkriegen in Lateinamerika werden Kinder als Soldaten missbraucht. Viele dienen bereits mit acht oder neun Jahren in Milizen, aber auch in regulären Truppen, und werden häufig zu entsetzlichen Grausamkeiten gezwungen.

Nach einer aktuelle Studie, die Kinderpsychiater der Ambulanz für Flüchtlingskinder, ein Projekt der Stiftung Children for Tomorrow und der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, mit Unterstützung u.a. von UNICEF in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo durchgeführt haben, litten über ein Drittel der untersuchten ehemaligen Kindersoldaten unter schweren posttraumatischen Belastungsstörungen. 54 Prozent der befragten Kinder gaben an, selbst jemanden getötet zu haben.

Das Trauma der Kindersoldaten
Seit 2001 haben mit Unterstützung von UNICEF und anderen Organisationen weltweit über 95.000 Jungen und Mädchen in Krisengebieten spezielle Demobilisierungsprogramme durchlaufen. Wie belastend die Erfahrungen dieser Heranwachsenden sind zeigen Interviews, die Hamburger Forscher mit Unterstützung von UNICEF mit 169 ehemaligen Kindersoldaten in Goma und Bukavu (Demokratische Republik Kongo) und in Gulu (Nord-Uganda) durchgeführt haben:

- Die Kinder im Alter von 15 Jahren hatten im Durchschnitt bereits über drei Jahre als Soldaten gedient.  - 68 Prozent sahen wie ein Kind getötet oder verwundet wurde.  - 57 Prozent der Kinder sagten, dass sie zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden.  - 90 Prozent der befragten Kinder waren Zeuge von Schießereien.  - 84 Prozent wurden selbst schwer geschlagen.  - 73 Prozent mussten kämpfen.  - 63 Prozent der Kinder glaubten, dass sie an Krankheiten oder Hunger sterben würden.

Zusätzlich zu diesen traumatischen Erfahrungen erschwert die Ablehnung durch die Bevölkerung die Wiedereingliederung. Nachbarn und sogar Angehörige werfen ihnen häufig tatsächliche oder vermeintliche Gräueltaten vor. Gleichzeitig taugen ihre Überlebensstrategien im Krieg nicht für den Frieden - die Kinder haben oft verlernt, wie sie Konflikte friedlich lösen können. Aus Hoffnungslosigkeit resignieren deshalb viele und lassen sich erneut rekrutieren.

Kinder mit psychischen Symptomen als Folge der Rekrutierung sind auch weniger bereit, sich nach dem Krieg mit sich selbst und anderen zu versöhnen. Programme zur Demobilisierung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten, die psychosoziale und konkrete praktische Hilfen verbinden, sind deshalb ein entscheidender Beitrag zur Friedenssicherung nach Konflikten.

"Wir brauchen Ihre Hilfe"
Die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi aus Uganda wurde mit neun Jahren rekrutiert. Über zehn Jahre waren der Krieg und die Welt der Soldaten ihr zu Hause. Nach ihrer Flucht nach Dänemark schrieb sie als erste Kindersoldatin ihre dramatischen Erfahrungen auf. In dem Buch "Tränen zwischen Himmel und Erde" schildert sie, wie sie auch im sicheren Europa immer wieder von ihren traumatischen Erfahrungen eingeholt wird und um ihren Weg zurück ins Leben kämpfen muss. "Wir brauchen Ihre Hilfe. Sehen Sie mich als Kindersoldatin, nicht als Monster an", schreibt China Keitetsi.

Der Missbrauch von Kindern als Soldaten ist eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzung. Doch die meisten ehemaligen Kindersoldaten können physisch und psychisch wieder gesund werden, wenn wir ihnen die Möglichkeit geben, ihre Erfahrungen aufzuarbeiten, zur Schule zu gehen und einen Beruf zu erlernen, so die Erfahrungen von UNICEF. Die Organisation arbeitet gemeinsam mit missio in der Wiedereingliederung von Kindersoldaten.

"Kindersoldaten leiden an den Verbrechen, zu denen sie gezwungen wurden. Ohne Versöhnung mit sich selbst und ihren Mitmenschen kann es keinen Frieden geben", sagte Pater Josef Gerner, der seit Mitte der 90er Jahre ehemaligen Kindersoldaten in Norduganda hilft.