Missbrauchsvorwurf gegen Bischof wird unabhängig aufgearbeitet

Bistum Hildesheim reagiert

Das Bistum Hildesheim will jetzt auch die Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen von einem unabhängigen Gutachter aufarbeiten lassen.

Missbrauchsskandal in der Kirche  (dpa)
Missbrauchsskandal in der Kirche / ( dpa )

Das erklärte das Bistum am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ende Januar hatte das Bistum bereits erklärt, den Missbrauch durch den ehemaligen Pfarrer und verurteilten Missbrauchstäter Peter R. von einem unabhängigen Gutachter untersuchen zu lassen. Nach Bistumsangaben steht noch nicht fest, wer die Aufklärungsarbeit übernehmen wird.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hatte dem Bistum empfohlen, einen unabhängigen Ermittler zur Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs einzusetzen. Opfer meldeten sich nur, wenn sie "Vertrauen in die Institution haben". Dieses habe das Bistum bisher offenbar nicht aufbauen können.

Vorwurf gegen ehemaligen Hildesheimer Bischof

Dem 1988 verstorbenen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen wird vorgeworfen, in seinen ersten Amtsjahren von 1958 bis 1963 einen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Laut "Spiegel" gab der Betroffene an, der Bischof habe ihn regelmäßig durch Masturbation, Oral- und Analverkehr missbraucht.

Das Bistum machte die Vorwürfe gegen Janssen aus dem Frühjahr 2015 öffentlich, als das Magazin "Der Spiegel" darüber im November berichtete. Betroffenenverbände warfen der Diözese daraufhin mangelnde Transparenz vor. Diese erklärte dagegen, das Opfer habe selbst um Verschwiegenheit gebeten.

Bistum wies Vorwurf der Vorverurteilung zurück

Auch den öffentlichen Vorwurf der Vorverurteilung des verstorbenen Bischofs wies das Bistum zurück. "Wir haben auf pastorale Weise das Leid des Betroffenen anerkannt und ihm deshalb 10.000 Euro zukommen lassen. Dies darf aber nicht als Bestätigung der Tatabläufe verstanden werden", erklärte Weihbischof Heinz-Günter Bongartz.

Der Missbrauchsfall des ehemaligen Pfarrers und verurteilten Missbrauchstäters Peter R. hatte Ende vergangenen Jahres durch einen WDR-Bericht für bundesweites Aufsehen gesorgt. Der Priester soll in den 70er- und 80er-Jahren mindestens 100 Kinder am Berliner Canisius-Kolleg missbraucht haben. Den Vorwürfen einer jungen Frau aus dem Bistum Hildesheim, der Mann habe auch sie als Kind bedrängt, ging das Bistum im Jahr 2010 nicht konsequent genug nach. Anfang 2016 meldete sich auch die Mutter des Mädchens mit ähnlichen Vorwürfen zu Wort.


Quelle:
KNA