Missbrauchsvorwürfe gegen suspendierten Pfarrer im Erzbistum Köln

Fall verjährt

Die Staatsanwaltschaft Koblenz wird keine Ermittlungen gegen einen suspendierten Priester des Erzbistums Köln aufnehmen. Der Fall gilt als verjährt. Auch ein weiterer Missbrauchsvorwurf ändert daran nichts.

 (DR)

Das Erzbistum Köln hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz darüber informiert, dass gegen den Priester ein weiterer Vorwurf wegen sexuellen Missbrauchs geäußert worden war. Dem Pfarrer wird vorgeworfen, sich in den 1990er Jahren an einem Mädchen unter 14 Jahren vergangen zu haben. Der Priester bestreitet die neuen Vorwürfe. Am 9. Oktober teilte die Staatsanwaltschaft nun mit, dass gegen den Priester aufgrund der strafrechtlichen Verjährung keine Ermittlungen aufgenommen werden dürfen.

Der Beschuldigte wurde 2011 suspendiert

Gegen den Priester wurden bereits im Jahr 2011 Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs an einem Kind erhoben und es erging ein Strafbefehl vom zuständigen Amtsgericht gegen ihn über eine Freiheitsstrafe von 11 Monaten auf Bewährung.

Bereits 2011 wurde er umgehend von allen Aufgaben entpflichtet und ihm wurde die öffentliche Ausübung von priesterlichen Tätigkeiten, sowie sämtlicher Kontakt zu Kindern und Jugendlichen untersagt. Weiterhin wurde ein kirchliches Strafverfahren eingeleitet, das bisher noch nicht rechtskräftig abgeschlossen ist. Die seinerzeit ausgesprochenen kirchlichen Auflagen bleiben daher weiterhin in Kraft.

"Wir stehen mit dem mutmaßlichen Opfer in Kontakt"

Der Interventionsbeauftragte des Erzbistums, Oliver Vogt, sagte zu dem Vorgang: "Wir stehen mit dem mutmaßlichen Opfer in Kontakt und bieten alle notwendige Hilfe und Unterstützung an. Auch wenn dieser Fall strafrechtlich verjährt ist, sind wir für den Bericht sehr dankbar. Das Erzbistum Köln will alle Beschuldigungen ungeschönt und ohne falsche Rücksichten aufklären."

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte vor zwei Wochen die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das von den Bischöfen beauftragte Forscherteam bundesweit Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind. Das Erzbistum Köln hatte 135 Betroffene und 87 beschuldigte Geistliche recherchiert. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kündigte bereits eine weitere unabhängige Untersuchung des sexuellen Missbrauchs in seinem Erzbistum an.


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