Missbrauchsstudie zur Amtszeit von Bischof Stein vorgestellt

"Geständige und überführte Priester geschont"

Frühere Verantwortungsträger im Bistum Trier haben sich laut einer Studie im Umgang mit Missbrauchsfällen falsch verhalten. Im Mittelpunkt der Studie steht der frühere Bischof Bernhard Stein. Ihm wird massiv Fehlverhalten vorgeworfen.

Bischof Bernhard Stein (KNA)
Bischof Bernhard Stein / ( KNA )

Aus der am Freitag vorgestellten Studie geht hervor, dass Stein (1903-1993) beschuldigte Priester in der Regel nachsichtig behandelte, von kirchrechtlichen Strafen absah, Täter versetzte und nicht mit der Staatsanwaltschaft kooperierte.

Wer war Bischof Bernhard Stein?

Bernhard Stein (1904-1993) war von 1967 bis 1980 Bischof von Trier. Übergangsweise leitete er die Diözese bis Mai 1981 weiter. Stein steht seit 2020 wegen möglicher Vertuschung von Missbrauch durch Geistliche in der Kritik.

Vorwürfe gegen Bernhard Stein

Aus einer kürzlich in Teilen veröffentlichten Studie geht hervor, dass Stein das kircheninterne System stützte und Beschuldigte in der Regel schonte, von kirchenrechtlichen Strafen absah, Täter versetzte und nicht mit der Staatsanwaltschaft kooperierte.

Bischof Bernhard Stein im Jahr 1972 / © N.N. (KNA)
Bischof Bernhard Stein im Jahr 1972 / © N.N. ( KNA )

"Geständige und überführte Priester geschont"

"In den meisten ihm vorgelegten Fällen schonte Stein die geständigen und überführten Priester", heißt es im Bericht. Teilweise habe der Bischof Exerzitien - also Besinnungswochen - angeordnet und Beschuldigte versetzt. Nur zwei Wiederholungstäter seien aus dem Priesterstand entlassen worden - einer davon auf eigenen Wunsch.

In keinem Fall habe Stein mit Betroffenen gesprochen: "Er setzte auf seelsorgerische Maßnahmen, sorgte für weitestgehende Geheimhaltung, war unaufmerksam, wenn es um die Kontrolle der selbst verordneten Besserungsmaßnahmen ging, und blendete die Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen aus."

Stein Amtszeit dauerte von 1967 bis 1981.

Studie "Ringe des Schweigens"

Weiter führt die Studie "Ringe des Schweigens" an, die im Umfeld der Opfer und Täter, aber auch in den Gemeinden und innerhalb der Priesterschaft vielfach für Stillschweigen gesorgt hätten. Die Studie nennt ein "Hellfeld" von mindestens 305 Betroffenen und 81 Beschuldigten. Zu 17 der Beschuldigten belegen die Akten, dass die Anschuldigungen den damals Verantwortlichen im Bistum bekannt waren. Die anderen wurden erst nach 2010 gemeldet.

Die Ergebnisse basieren demnach auf 494 Akten aus verschiedenen Archiven im Bistum und auf Berichten von Zeitzeugen. Unter den Dokumenten sind etwa Personalakten, Protokolle verschiedener Gremien im Bistum sowie private Korrespondenzen von Bischof Stein und Personalverantwortlichen. Erstellt wurde die Studie von den Historikern Lutz Raphael und Lena Haase von der Universität Trier im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum.

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen.

Quelle:
KNA