Missbrauchsbeauftragter Rörig warnt Politik vor Schlussstrich

 (DR)

Gut drei Wochen vor der Bundestagswahl hat der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig eine Fortsetzung der Aufklärungsarbeit angemahnt. "Die Bundespolitik darf jetzt keinen Schlussstrich unter das Thema Missbrauch ziehen", sagte Rörig am Donnerstag in Berlin, wo er eine Bilanz seiner Arbeit zog. Die Stelle des Unabhängigen Beauftragen für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, die vom Bund finanziert wird, läuft zum Ende der Legislaturperiode, spätestens aber zum 31. Dezember dieses Jahres aus.

Rörig erneuerte seine Forderung nach einer mit unabhängigen Experten besetzten Kommission für die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in kirchlichen und öffentlichen Einrichtungen.

Damit Missbrauch wirksam bekämpft werden könne, "müssen wir wissen, was war und was ist", sagte er. Zugleich ermahnte er Kirchen und öffentliche Einrichtungen, die Aufarbeitung in ihren eigenen Reihen voranzutreiben.

Rörig ist der Nachfolger der ersten Missbrauchsbeauftragten Christine Bergmann, die im Frühjahr 2010 eingesetzt worden war.

Bergmann baute eine Anlaufstelle für Betroffene auf, arbeitete mit dem Runden Tisch der Bundesregierung zusammen und beendete ihre Arbeit mit zahlreichen Empfehlungen. In Rörigs Amtszeit fällt die Bewilligung erster Hilfen für Erwachsene, die als Kinder Opfer von Missbrauch im privaten Umfeld geworden sind.

Die Geschäftsstelle des Unabhängigen Beauftragten wird aus dem Etat des Bundesfamilienministeriums finanziert und hat insgesamt elf Mitarbeiter.