Missbrauchsbeauftragter fordert mehr Rechte für behinderte Heimkinder

"Mitgefühl reicht nicht aus"

Der Hilfsfonds für sexuell missbrauchte Heimkinder läuft im Januar 2015 aus. Bisher wurden darin nicht behinderte Kinder berücksichtigt. Missbrauchsbeauftragter Rörig will das ändern.

Johannes-Wilhelm Rörig (dpa)
Johannes-Wilhelm Rörig / ( dpa )

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat rasche Unterstützung für behinderte Menschen verlangt, die als Heimkinder sexuell missbraucht wurden. "Eine schnelle und unbürokratische Lösung zur Linderung des Leids, das Kinder und Jugendliche in Heimen der Behindertenhilfe und Psychiatrie erfahren haben, ist dringend erforderlich", sagte Rörig der Tageszeitung "Die Welt" (Online-Ausgabe).

Die Arbeits- und Sozialminister der Länder hatten im November einen Hilfsfonds für missbrauchte behinderte Heimkinder nach dem Vorbild des Fonds für nichtbehinderte Kinder zunächst abgelehnt. Stattdessen sollen andere Entschädigungsformen geprüft werden, etwa über das Rentenrecht. Rörig sagte, es könne nicht sein, dass eine von sexueller Gewalt besonders betroffene Gruppe schlechter gestellt werde als andere Missbrauchsopfer.

Bisher kein Hilfsfonds für behinderte Heimkinder

Der Beauftragte rief Bund, Länder und Kirchen auf, "weiterhin nach interessengerechten Lösungen zu suchen und ihr Engagement für Menschen mit Behinderung auch materiell unter Beweis zu stellen". Es dürfe nicht "beim unverbindlichen Mitgefühl bleiben", ergänzte Rörig. Er sieht vor allem Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) in der Pflicht, deren Ministerium gegenwärtig die Reform des Entschädigungsrechts vorbereitet.

Der Heimkinderfonds war im Januar 2011 gestartet und läuft nun nach vier Jahren aus. Er war Ergebnis eines Aufklärungsprozesses über die Zustände in westdeutschen Einrichtungen von 1945 bis in die 1970er Jahre. Bisher erhielten rund 10.400 Betroffene materielle Hilfen und Rentenersatzleistung. Mehr als 6.100 Menschen warten indes noch auf Beratungsgespräche. Ob die von Bund, Ländern und Kirchen in den Topf eingezahlten 120 Millionen Euro ausreichen, ist ungewiss. Behinderte Opfer wurden von dem Fonds nicht berücksichtigt.


Quelle:
epd