Missbrauch: Kardinal Meisner prüft Hirtenbrief an Kinder

"Wir müssen die Schuld aufdecken"

Angesichts der Missbrauchsfälle durch Geistliche prüft der Kölner Kardinal Joachim Meisner, sich mit einem Hirtenbrief speziell an Kinder zu wenden. Er zeigte sich aufgeschlossen gegenüber einem entsprechenden Vorschlag auf der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln am Samstag in Bad Honnef.

 (DR)

Vor den Delegierten äußerte Meisner erneut Fassungslosigkeit und Scham über die Vergehen von Priestern. Kardinal Meisner: «Wir müssen die Schuld aufdecken.» Zugleich appellierte er an die Täter, ihre Opfer um Vergebung zu bitten.

Zum Umgang mit den Tätern meinte der Kardinal, der erste Weg zur Therapie führe über eine Anzeige des Geschehens. Es dürfe nichts mehr unter den Teppich gekehrt und keine «fromme Soße» über die verbrecherischen Taten gegossen werden. Allerdings hätten auch die Täter Anspruch auf Barmherzigkeit.

Meisner forderte die Vertreter aus den Dekanatsräten und Verbänden auf, trotz des Missbrauchsskandals missionarisch zu wirken: «Wir dürfen jetzt nicht hocken bleiben und uns selbst bedauern.» Er erinnerte an das Wort seines Vorgängers, Kardinal Joseph Höffner, von der «Geh-hin-Kirche». Es gelte jetzt, Taufe und Firmung ernst zu nehmen und für die Botschaft des Glaubens auf die Straße zu gehen.

Die Vollversammlung verabschiedete einstimmig eine Resolution zum Sonntagsschutz, die von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) eingebracht worden war. Bei den Vorstandswahlen wurde Thomas Nickel (63) als Vorsitzender des Diözesanrats bestätigt. Der Schriftsteller Christian Linker (35) wurde zum Stellvertreter bestimmt; er übernimmt das Amt von Ursula Monheim, die nicht mehr kandidierte.